Schweinegrippe: Länder müssen weniger Impfstoff kaufen

Die Länder feiern es als
Verhandlungserfolg. Und die Herstellerfirma GlaxoSmithKline lobt sein
Entgegenkommen. Nun müssen Bund und Länder nicht die gesamte Menge der
bestellten 50 Millionen bestellten Impfstoffdosen abnehmen. Dennoch
bleibt der Beigeschmack eines faulen Kompromisses und die Frage, wie
unabhängig eigentlich die Weltgesundheitsorganisation WHO ist.
GlaxoSmithKline, Hersteller des Impfstoffes Pandemrix®, feiert sich
selbst. Die Verhandlungen mit den Ländern über die Reduzierung der 50
Millionen bestellten Impfstoffdosen gegen das H1N1-Virus seien “in
harter, aber partnerschaftlicher Atmosphäre im Bemühen um eine
konstruktive Lösung geführt worden”. Und: “GSK versteht sich als
langfristiger und verlässlicher Partner der Ministerien von Bund und
Ländern zur bestmöglichen Prävention einer Pandemie und Versorgung der
Bevölkerung. Darin begründet sich auch das erneute Entgegenkommen auf
Kulanzbasis.” Das ist beste PR-Sprache. Und vernebelt die Fakten. Denn immer noch
müssen Bund und Länder etwa 70 Prozent des bestellten Impfstoffes
abnehmen. Dieses entspricht der Zahl von 34 Millionen Dosen. Die
Ersparniss liegt bei rund 133 Millionen Euro, wie die niedersächsische
Gesundheitsministerin und amtierende Vorsitzende der
Gesundheitsministerkonferenz der Länder Mechthild Ross-Luttmann (CDU)
mitteilte. Doch auch Ross-Luttmann konnte das Verahndlungsergebnis nur als einen
„guten Kompromiss“ loben. Denn ursprünglich wollten die Länder mehr
erreichen. Das Ziel hatte der Staatssekretär im thüringischen
Gesundheitsministerium, Hartmut Schubert, formuliert: Man fordere die
Halbierung der Abnahmemenge. Die nachvollziehbare Begründung: Zum
Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung wurden zwei Impfdosen zur
Immunisierung gegen die Schweinegrippe von GSK als notwendig
beschrieben. Danach stellte sich heraus, dass bereits eine Impfung
ausreichent. Die logische Folgerung: eine Halbierung der Bestellmenge. Dieser Argumentation ist GSK nicht gefolgt. Das Pharmaunternehmen
pochte vielmehr auf die bestehenden Verträge. Im übrigen: Im Vorfeld
war GSK immer wieder vorgeworfen worden, unangemessenen Druck auf die
Politik auszuüben. Mit der Drohung, den Impfstoff an willigere
Vertragspartner zu liefern, sollte die Unterschriftsbereitschaft der
deutschen Verantwortlichen gefördert werden. In diesem Zusammenhang
hören sich Worte zur “bestmöglichen Prävention einer Pandemie und
Versorgung der Bevölkerung” ein wenig schal an. Das sieht auch die Osnabrücker Zeitung (OZ) so. Sie kommentiert: “Der
Verdacht aber, dass im Umgang mit der Schweinegrippe geschäftliche
Interessen der Pharmaindustrie eine große Rolle gespielt haben, ist
damit noch längst nicht aus der Welt geräumt.“ Die OZ geht noch einen Schritt weiter und stellt die WHO an den
Pranger. Diese habe am 27. April letzten Jahres „ihre
Pandemie-Definition abgeschwächt und damit erst die Grundlage für die
Umsetzung der nationalen Pandemiepläne und auch der Massenimpfungen
geschaffen“. Die Organisation strich damals zwei entscheidende
Kriterien für eine Pandemie: eine hohe Sterblichkeitsrate und eine
große Zahl von Erkrankten. Bemerkt die OZ: „Verdächtigungen, sie habe unter dem Druck der
Pharmalobby voreilig eine Pandemie ausgerufen, sind deshalb nicht so
einfach von der Hand zu weisen. Eine unabhängige Untersuchung, wie sie
die Weltorganisation jetzt zugesagt hat, ist bitter nötig. Denn nicht
nur ihre Glaubwürdigkeit, sondern auch die von Ministerien, Ämtern und
Behörden in vielen Ländern könnte Schaden nehmen. In einem wirklichen
Ernstfall drohen katastrophale Folgen. Sollte sich der Verdacht gegen
die WHO aber bestätigen, wäre das mit Verlaub gesagt eine
Riesensauerei.“ MA 13.01.10, Quelle: GSK, 1A Krankenversicherung, Osnabrücker Zeitung





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/13_01_schweinegrippe_impfstoff.php
powered by webEdition CMS