Chronisches Erschöpfungssyndrom: Ursache Infektion?

Sind Retroviren die mögliche Ursache
des chronischen Erschöpfungssyndroms? Es deutet viel darauf hin. Bisher
wird das Syndrom wegen seiner vielen, kaum greifbaren Symptome nur
schwer diagnostiziert und behandelt. Manchmal wird es als ernsthafe
Erkrankung noch nicht einmal anerkannt. Doch mit dem Ursprung einer
Infektion wird die chronische Erschöpfung möglicherweise besser
therapiebar.
„Wir haben jetzt den Beweis, das das Retrovirus mit Namen XMRV
(Xenotropic murine leukaemia virus) im Blut von fast allen Patienten
mit chronischem Erschöpfungssyndrom vorhanden ist,“ freut sich Judy
Mikovits vom Whittemore Peterson Institute (WPI) an der University of
Nevada, Reno. Allerdings betonen die Wissenschaftler, dass diese
Erkenntnis lediglich den Zusammenhang vom chronischen
Erschöpfungssyndrom und XMRV belege. Ein Beweis, dass XMRV das Syndrom
hervorrufe, sei das noch nicht. Immerhin haben Mikovits und Kollegen das Virus im Blut von 68 von 101
Patienten mit dem Erschöpfungssyndrom entdeckt. Das sind immerhin 67
Prozent. Im Gegensatz dazu wurde das Retrovirus bei 218 gesunden
Menschen nur in acht Fällen gefunden: Das sind 3,7 Prozent.
Darüberhinaus enthielt das untersuchte Blut nicht nur die Viren. Sie
fanden auch XMRV-Proteine in großen Mengen. Aus den Proteinen entstehen
Viren, die die höchste infektiöse Viruslast produzieren. Retroviren sind für einige Infektionskrankheiten, u.a. HIV und
neurologische Erkrankungen verantwortlich. Auch verursachen sie Tumore,
z.B. Prostatakrebs, Leukämie und Brustkrebs. Vor allem aber können
Retroviren auch andere Viren aktivieren. Diese breite Gefahrenpalette
erklärt vielleicht auch, warum das Krankheitsbild des chronischen
Erschöpfungssyndroms so unglaublich viele Facetten hat. Und damit für
Ärzte so schwer zu erkennen ist. Die Verbindung zu Retroviren eröffnet
neue Möglichkeiten der Behandlung. Auch das Deutsche Ärzteblatt betont, das das chronische
Erschöpfungssyndrom bisher eine diagnostisch schwer fassbare Erkrankung
ist. Die Definition fordere als Hauptsymptom eine anhaltende
Erschöpfung/Erschöpfbarkeit, die nicht auf eine körperliche Anstrengung
zurückgeführt werden kann und sich in Ruhe nicht bessert. Es lasse sich
ein Zeitpunkt des Krankheitsbeginns benennen: Die Erschöpfung dürfe
nicht lebenslang bestehen, und sie hat eine signifikante Reduktion der
früheren Aktivitäten zur Folge. 
 Neben diesem Hauptkriterium werden mindestens vier der folgenden
Symptome oder Krankheitszeichen für eine Diagnose gefordert:
Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, verlängerte extreme
Erschöpfung nach körperlichen oder geistigen Anstrengungen, nicht
erholsamer Schlaf, Muskelschmerzen, Erkrankung mehrerer Gelenke ohne
Schwellungen oder Rötungen, Kopfschmerzen, häufige Rachenentzündungen,
tastbare und schmerzende zervikale oder axilläre Lymphknoten.  WANC 12.10.09/ Quelle: Science (2009; doi: 10.1126/science.1179052)





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/12_10_ermuedungssyndrom.php
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