Pillen-Fragezeichen
Antibiotika: Wie lange schützen Sie noch gegen Infektionen (Foto: ABDA)?
> Antibiotika: Resistenzen nehmen mit dem Maße des Gebrauchs zu
Je mehr Antibiotika
verschrieben und genutzt werden, desto mehr nimmt die Resistenz der
Erreger zu. Das besondere Problem ist, dass das nicht nur diejenigen
betrifft, die diese Medikamente einnehmen, sondern auch alle anderen.


Das Krankheitserreger
Resistenzen gegenüber Antibiotika entwickeln, macht der Medizin
zunehmend zu schaffen. Schon gibt es Bakterien, gegen die die
herkömmlichen Antibiotika nichts mehr ausrichten können.
Mehrere Studien haben bereits einen deutlichen Zusammenhang zwischen
Antibiotikagebrauch und -resistenz beschrieben, allerdings konnten
sie nur eine Verknüpfung, jedoch keinen ursächlichen Effekt
zeigen.



Herman Goossens und seine
Kollegen vom Universitätskrankenhaus in Antwerpen führten
eine randomisierte placebokontrollierte Doppelblind-Studie mit den
beiden Makrolidantibiotika Clarithromycin und Azithromycin durch, die
häufig bei Atemwegserkrankungen eingesetzt werden. Die Forscher
untersuchten den direkten Effekt der Antibiotikagabe auf die
Resistenz der oralen Streptokokkenpopulation bei gesunden Menschen
und die molekulare Basis des jeweiligen Resistenzmechanismus.



Beide Medikamente erhöhten
deutlich den Anteil der makrolidresistenten Streptokokken. Unter
Azithromycin war der Anteil der resistenten Streptokokken jedoch
höher als unter Clarithromycin. Azithromycin selektierte
quantitativ mehr resistente Organismen in der frühen Phase
unmittelbar nach der Therapie, Clarithromycin dagegen selektierte
qualitativ für das Gen erm(B), welches eine hohe
Makrolidresistenz verleiht. Zudem hielt der Effekt der einmaligen
Antibiotikagabe auf die natürlich vorkommenden Bakterien der
Mundflora mehr als 180 Tage an. Dies untermauert, dass solche
Bakterien als Resistenzreservoir für potenziell pathogene Keime
dienen könnten.



Die Autoren folgern: "Die
Verwendung von Makroliden stellt den allerwichtigsten Antrieb der
auftretenden Makrolidresistenz in vivo dar. Ärzte sollten die
durchschlagenden ökologischen Nebenwirkungen der Antibiotika in
Betracht ziehen, wenn sie diese Medikamente ihren Patienten
verschreiben."



In einem begleitenden
Kommentar bemerkt Stephanie Dancer vom Glasgower Southern General
Hospital: "Die Hauptinformation ist, dass
Antibiotikaverabreichung die Patienten, ihr Umfeld und auch alle
Menschen belastet, die mit diesen Patienten oder ihrem Umfeld in
Kontakt kommen. Ärzte, die diesen Aspekt verstehen, können
das Risiko einer antimikrobiellen Resistenz beeinflussen, und zwar
nicht nur bei gegenwärtigen Patienten, sondern auch bei
zukünftigen."



WANC 12.02.07 Quelle: Surbhi
Malhotra-Kumar and others. Effect of azithromycin and clarithromycin
therapy on pharyngeal carriage of macrolide-resistant streptococci in
healthy volunteers: a randomised, double-blind, placebo-controlled
study. Lancet 2007; 369: 482

 
 
 
 
 
 
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