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Die Chemikalie Dibutylzinn gelangt durch den Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten in den menschlichen Körper - und schädigt unser Immunsystem (Foto: pte)
> Umweltgift schwächt das menschliche Immunsystem
Die Chemikalie Dibutylzinn wirkt auf
unser Immunsystem. Das Umweltgift stört die Regulation von Genen des
Immunsystems, indem es die Aktivierung eines für den Entzündungsprozess
wichtigen Rezeptors hemmt. Dibutylzinn kann durch Trinkwasser von
PVC-Leitungen, wie sie in Ländern außerhalb Europas teilweise verwendet
wurden, und durch den Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten in den
menschlichen Körper gelangen.
Tributylzinn (TBT) und Dibutylzinn (DBT) sind weitverbreitete,
hochtoxische Chemikalien, die zum Beispiel in der Fischerei, im Segel-
und Motorbootsport und in der Schifffahrtindustrie als Antifaulmittel
in den Anstrichfarben für den Aussenschutz der Boote eingesetzt werden.
DBT wird in geringem Umfang in der Verarbeitung von Polyvinylchlorid
(PVC) verwendet. In Europa enthalten aufgrund der bestehenden
Lebensmittelgesetzgebung PVC-Produkte für die Trinkwasserversorgung
kein DBT. DBT ist mit TBT verwandt, einer bekannten Umweltchemikalie, die
kürzlich von der "International Maritime Organisation" der Vereinigten
Nationen wegen schwerwiegenden toxischen Wirkungen verboten wurde. Für
DBT, das ebenfalls sehr toxisch ist, besteht bisher kein Verbot. TBT wird im Körper zu DBT umgewandelt. Der Mensch nimmt TBT und DBT
hauptsächlich durch den Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten zu sich.
Da DBT langsam abgebaut wird, bleibt es lange in der Umwelt aktiv. Es
scheint, dass seine toxischen Wirkungen schneller und ausgeprägter sind
als diejenigen von TBT. Die Symptome einer Organozinnbelastung sind Reizungen der Haut,
Schwindelgefühle und grippeähnliche Symptome. Obwohl Langzeiteffekte
beim Menschen ungewiss sind, konnte gezeigt werden, dass hohe Dosen von
Organozinnverbindungen zu Schädigungen des Gehirns, der Leber sowie des
Immunsystems führen. Durch eine Kombination von Zellversuchen und computerbasierten Analysen
konnte das Forschungsteam zudem die molekulare Wechselwirkung zwischen
DBT und wichtigen körpereigenen Hormonen, den Glucocorticoiden,
aufdecken. Dabei konnte gezeigt werden, dass DBT den
Glucocorticoidrezeptor blockiert und die Regulation von Genen des
Immunsystems stört. Die Wissenschaftler schliessen aus der Studie, dass
DBT durch die Blockierung des Glucocorticoidrezeptors die Immunantwort
bei Entzündungsprozessen und Infektionen stört, was einen Teil der
Toxizität von Organozinnverbindungen erklären kann. WANC 11.12.08, Quelle: Universität Basel, Alex Odermatt et al.,
Dibutyltin Disrupts Glucocorticoid Receptor Function and Impairs
Glucocorticoid-Induced Suppression of Cytokine Production, PloS ONE
(2008)
 
 
 
 
 
 
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