Zecken: Klimawandel macht sie gefährlicher

Die Verschiebung der Jahreszeiten
sorgt nicht nur für eine Ausbreitung der Zecken. Sie macht sie auch
gefährlicher. So steigt das Risiko, nach einem Zeckenbiss an
Lyme-Borreliose zu erkranken.


Der Klimawandel kann in bestimmten Regionen die Zahl der
Erkrankungsfälle an Lyme-Borreliose steigern. Das geschieht, indem sich
die Zeiträume der Blutmahlzeiten verschiedener
Zecken-Entwicklungsstadien an ihren Wirten verändern, was zu einer
besseren Übertragung der Erreger auf Zecken führt. Eine Forschergruppe um Durland Fish von der Yale School of Public
Health untersuchte Genomteile der Borrelien-Erreger an 30 verschiedenen
Standorten der USA. Dabei konnte sie nachweisen, dass die Verschiebung
der Jahreszeiten die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, nach einem
Zeckenstich an Lyme-Borreliose zu erkranken. Bisher wusste man erst,
dass der Klimawandel zur Vergrößerung des geografischen
Verbreitungsgebietes von Zecken führen kann. Der als "Zecke" bekannte Gemeine Holzbock durchläuft in seiner zwei-
bis sechsjährigen Lebenszeit mit dem Larven-, Nymphen- und
Erwachsenenstadium mehrere Entwicklungsstufen. Um überleben zu können,
braucht er in jedem Stadium eine Blutmahlzeit, welche er durch Saugen
an einem Wirbeltier aufnimmt. „Für die erste Blutmahlzeit im Larvenstadium dient meist eine Maus.
Erst die Nymphe kann auch die Haut von größeren Tieren wie Igel, Vögel,
Wildschweine oder auch die menschliche Haut durchdringen", berichtet
Jochen Süss, Leiter des Referenzlabors für durch Zecken übertragene
Krankheiten am Friedrich-Loeffler-Institut. Die Borrelien gelangen
durch den Stich einer infizierten Zecke - unabhängig von deren Stadium
- in einen Wirt. Während der Phase, in der dieser Wirt Erreger im Blut
besitzt, kann eine andere Zecke diese während der Blutmahlzeit
aufnehmen. Die US-Forscher stellten fest, dass die Ausprägung der
Borreliose-Erkrankung in einer bestimmten Region vom jahreszeitlichen
Zyklus des Aufeinandertreffens von Zeckenstadien während der
Blutmahlzeiten an einem Wirt abhängt, der wiederum vom Klima stark
beeinflusst wird. In nordöstlichen Bundesstaaten der USA, wo Zecken
zwischen Larven- und Nymphenstadium eine lange Pause zwischen den
Blutmahlzeiten einlegen, stellten die Forscher häufigeres Auftreten der
Borreliose beim Menschen fest. In Gebieten mit höheren
Temperaturschwankungen wie im Mittelwesten der USA sei diese Pause
kürzer, weshalb die Erreger dort weniger ausgeprägt seien und beim
Menschen seltener Borreliose auslösten. Das könnte sich angesichts des
Klimawandels jedoch ändern, geben die Forscher zu bedenken. Bisher sind bereits mehrere Facetten der globalen Erwärmung bekannt,
die der Ausbreitung der Zecken und damit auch der von ihnen
übertragenen Krankheiten entgegenkommen. „Da die Klimaänderungen
Reiserouten und Verbreitungsgebiete gewisser Vögel verschiebt, gelangen
auf ihrem Rücken auch die Zecken in neue Regionen. Außerdem können sie
durch das mildere Klima in höhere Gebirgslagen vordringen", so Süss. In deutschen Studien konnte zudem nachgewiesen werden, dass sich die
Zeit der Wirtssuche der Zecken auf das ganze Jahr ausdehnen kann. „In
warmen Wintern kann man über das ganze Jahr Zecken finden, was noch vor
15 Jahren undenkbar war." Dass die Tiere, wie oft berichtet, auch am
Weihnachtsbaum vorkommen, hält der Zeckenexperte jedoch für eher
unwahrscheinlich. „Zecken brauchen zum Überleben eine Luftfeuchtigkeit
von über 85 Prozent, was in den meisten Wohnungen nicht der Fall ist." WANC 11.05.09/Quelle: Journal Applied and Environmental Microbiology/pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/11_05_zecke_lyme_borreliose.php
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