Mücke
Gefährliche Verwandte unserer heimischen Stechmücke übertragen das West Nil Virus - und dringen in neue Regionen vor (Foto: Bayer)
> Klimawechsel: Neue Krankheiten in Europa
Der Klimawechsel bringt Krankheiten –
vor allem Infektionen – in unsere Regionen, die bisher nur aus
tropischen Ländern bekannt waren. Damit steigen die Gefahren,
sich an mit gefährlichen Keimen zu infizieren. Besonders groß
wird das Risiko während der Urlaubszeit in südlichen und
östlichen europäischen Reiseländern.


Die globale Erwärmung könnte
auch Folgen für Urlaubsziele in Europa und im Mittelmeerraum
haben. „So gab es im letzten Sommer mehr als 200 Fälle
von Chikungunya-Fieber in Nord-Italien, einer aus dem tropischen
Afrika stammenden Virusinfektion, die durch Mücken übertragen
wird. In der Türkei und in Russland erkrankten im gleichen
Zeitraum mehrere hundert Menschen am so genannten Krim-Kongo-Fieber,
eine vor allem in Asien und Afrika verbreitete Virusinfektion, die
durch Zecken übertragen wird", warnt Prof. Thomas Löscher,
Leiter des Tropeninstitutes in München.



Auch aus anderen klimatisch eher
gemäßigten Regionen der Erde werden durch Mücken
übertragene Erkrankungen, wie das Westnil-Fieber oder
Dengue-Infektionen, gemeldet, die dort bisher nie vorkamen. „Wir
müssen also damit rechnen, dass Infektionskrankheiten, die
bislang nur in den Tropen und Subtropen verbreitet waren, zukünftig
auch in Europa auftreten können", betont der
Tropenmediziner.



Zahlreiche wissenschaftliche Studien
zeigen, dass die Verbreitung und Vermehrung von Krankheitskeimen sehr
stark von der Temperatur und anderen klimatischen Faktoren abhängig
sind. „Wenn sich die Lebensbedingungen für die übertragenden
Insekten, zum Beispiel Stechmücken und Zecken, aufgrund der
globalen Erwärmung in Europa verbessern, könnten wir auch
zunehmend mit exotischen Infektionskrankheiten konfrontiert werden.
Eine dringend notwendige Aufgabe ist es deshalb, mehr über
gesundheitliche Gefahren auf Reisen und entsprechende
Vorbeugemaßnahmen aufzuklären", appelliert Löscher
auch an die Reiseveranstalter.



Die Veränderung des Klimas hat in
den letzten Jahren in Europa zu Wetterextremen geführt, die in
dieser Häufigkeit bislang unbekannt waren: Hochwasser in
Deutschland, England, Rumänien und Polen - extreme Trockenheit
und riesige Waldbrände in Griechenland, Italien, Portugal und
Spanien. Diese Klimaphänomene, die oftmals die Sommermonate der
vergangenen Jahre prägten, sind inzwischen eher Regel als
Ausnahme.



„Mit dem Auftreten von Hochwasser ist
nicht selten auch die Überschwemmung von Klär- und
Sanitäranlagen verbunden. In diesem Wasser können sich
natürlich auch Krankheitskeime vermehren. Bakterien wie
Escherichia coli, ein Darmbakterium, das starke Durchfälle
verursachen kann, oder Viren wie das Hepatitis-A-Virus,
das für eine infektiöse Leberentzündung verantwortlich
ist, kommen in kontaminiertem Wasser häufig vor", erläutert
Löscher.



Im Südosten Europas sind in den
vergangenen beiden Jahren große Hepatitis-A-Epidemien mit
Hunderten von Fällen registriert worden. Verunreinigtes Wasser
war in den meisten Fällen Ursache
für die Verbreitung von Gelbsuchtinfektionen in Bulgarien,
Rumänien und Serbien. „In vielen südlichen und östlichen
Ländern Europas und des Mittelmeerraumes ist die Hepatitis A
noch weit verbreitet. Klimabedingte Hochwasser und Überschwemmungen
könnten die Ansteckungsgefahren von Erregern, die sich über
das Wasser verbreiten, verschärfen", weiß Löscher.



Alle Tropeninstitute in Deutschland
empfehlen die vorbeugende Gelbsuchtimpfung
auch für Reisen nach Süd- und Osteuropa sowie für
viele Mittelmeeranrainerstaaten. „Wer in die Türkei, nach
Ägypten oder ans Schwarze Meer fährt, sollte sich gegen
Hepatitis A impfen lassen", rät Löscher.



WANC 10.04.08/Quelle: BDI

 
 
 
 
 
 
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