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Viren, gegen die das Immunsystem ständig ankämpfen muss, rauben dem Körper viel Energie, die der Entwicklung des Gehirns fehlt (Foto: Stock photo)
> Infektionen beeinflussen die Intelligenz

Menschen, die häufig unter
Infektionskrankheiten leiden, sind einer Studie zufolge weniger
intelligent. Als Grund für diese Erkenntnis haben Forscher ausgemacht,
dass die Körperabwehr dem Gehirn die notwendige Energie raubt, die es
eigentlich für seine Entwicklung dringend benötigt. Die Auswirkungen
des ständigen Kampfes des Körpers gegen Parasiten sind ähnlich fatal
wie die von Rauchen oder Alkohol in der Schwangerschaft oder von Masern.
Parasitäre Krankheiten schädigen nicht nur die Gesundheit und
Arbeitskraft. Sie entziehen den Menschen auch Geisteskraft, behaupten
Forscher der University of New Mexiko. Das Team um Christopher Eppig
untersuchte den Intelligenzquotient (IQ) gesunder Menschen in 192
Ländern. Verglichen wurde das mit WHO-Schätzungen, wie viele
Lebensjahre Bewohner dieser Länder durchschnittlich aufgrund von 28
verschiedenen Infektionskrankheiten verlieren. Mit einigen Ausnahmen zeigte sich, dass mit zunehmendem Krankheitsdruck
der IQ sank - und zwar deutlicher als mit jeder anderen getesteten
Variable. Als Ursache dieses Phänomens führen die Forscher die
Gehirnentwicklung von Kindern an. Der Aufbau des Gehirns und seine
Aufrechterhaltung beansprucht bei Neugeborenen 87 Prozent der gesamten
Körperenergie und sogar bei Fünfjährigen immer noch 44 Prozent. Muss
der Körper eines Kindes jedoch Würmer, Bakterien oder Viren abwehren,
so kostet dieser Kampf viel Energie, die anderswo bei der Entwicklung
fehlt. 

 

 „Parasiten und Krankheiten wirken sich auf jeden Fall negativ auf die
kognitive Entwicklung aus, wie auch überhaupt auf die
Bildungsfähigkeit", erklärt Heiner Rindermann, Entwicklungspsychologe
an der Technischen Universität Chemnitz. Ähnlich negative Effekte für
das Kind seien auch als Folgen von Alkohol und Rauchen in der
Schwangerschaft oder bei einer Masernerkrankung festzustellen. 

 Bestätigt wird das durch die Tatsache, dass Schüler in Afrika nach
einer Wurmkur häufiger zur Schule gehen. Einiges spreche allerdings
auch für den Umkehrschluss: „Vielleicht sind intelligente Menschen eher
gesund, da sie sich vorsichtiger und einsichtiger verhalten, etwa in
Hygiene, Ernährung und Sexualität. Das sieht man auch an der
HIV/Aids-Problematik", so der Experte. 

 WANC 06.07.10, Quelle: Proceedings of the Royal Society, Biological Science, doi: 10.1098/rspb.2010.0973
 
 
 
 
 
 
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