Viren: Wie sie das Immunsystem narren

Krankheitserreger
sind gerissener als man denkt. Um vom menschlichen Immunsystem nicht
vernichtet zu werden, führen sie es in die Irre. Gezielt verhindern
sie, dass die Angreifer die befallenen Zellen ausschalten können.
Nach einer Infektion mit
Viren oder Bakterien erfolgt eine rasche Erkennung der Erreger durch
das menschliche Immunsystem. Es mobilisiert Botenstoffe, welche der
Abtötung der infizierten Zellen und Eliminierung der Erreger
dienen. Wichtige Botenstoffe des Immunsystems zur Abwehr von
Infektionen sind Proteine der Familie der Zytokine, wobei das Zytokin
Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) eine zentrale Stellung einnimmt. TNF kann
über den auch als „Todesrezeptor" bezeichneten
TNF-Rezeptor 1 sowohl Tumorzellen als auch mit Viren oder Bakterien
infizierte Zellen abtöten.


Viele Krankheitserreger haben
mit der Zeit allerdings ausgeklügelte Strategien entwickelt, die
Zerstörung der infizierten Zellen durch TNF zu verhindern und so
in dem Organismus zu überleben. Eine zentrale Strategie von
Viren ist dabei die Blockierung der durch TNF-Rezeptoren vermittelten
Signale innerhalb der infizierten Zelle, die zum sogenannten
programmierten Zelltod, der Apoptose der Zellen führen.





Prof. Dr. Stefan Schütze
am Institut für Immunologie der Universität Kiel hat
herausgefunden, dass die „Todessignale" von TNF nicht an der
Oberfläche der infizierten Zellen, sondern erst im Zellinneren
übermittelt werden. Genau diesen Mechanismus nutzen Adenoviren
an, um das Abtöten der infizierten Zellen durch TNF zu
verhindern: Sie verhindern, dass die Botschaft in den Zellkern
gelangt.



Die Wissenschaftler hoffen
nun, dass diese Erkenntnisse neue Möglichkeiten aufzeigen,
sowohl die Resistenz viraler Infektionen als auch die von Tumoren
gegen die toxische Wirkung von TNF zu durchbrechen. Neue, gezielte
therapeutische Konzepte sollen entwickelt werden.



WANC 06.03.07





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/06_03_viren_tnf.php
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