(Foto: University of California)
Sindbis-Viurs: Auslöser von Entzündungen an den Gelenken (Foto: University of California)
> Sindbis-Viren: In Deutschland entdeckt
Forscher des Bernhard-Nocht-Instituts
für Tropenmedizin (BNI) haben erstmals in Deutschland Sindbis-Viren
entdeckt. In Baden-Württemberg wiesen sie den Erreger gleich in drei
verschiedenen Mückenarten nach. Die Viren sind nicht ungefährlich. Sie
können fieberhafte Erkrankungen mit rheumatischen Beschwerden
verursachen, die sogenannte Ockelbo oder Pogosta Krankheit.
Das Sindbis-Virus wurde ursprünglich in den 50er Jahren in Afrika
entdeckt, später auch in Europa, wo es insbesondere in Schweden und
Finnland vorkommt. Es wird durch Mücken übertragen. „Normalerweise
befallen Sindbis-Viren Vögel, und obwohl eine Einschleppung durch
Vogelzug vermutet werden konnte, wurden sie bisher in Deutschland nicht
gefunden“, sagt Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe am BNI. Beim Menschen können sie fiebrige Erkrankungen auslösen, die häufig mit
Entzündungen der Gelenke einhergehen und daher rheumatischen
Erkrankungen ähneln. Die Ockelbo´sche Krankheit (synonym: karelisches
Fieber - Russland), Pogosta-Erkrankung (Finnland)) ist durch Fieber,
Exanthem (Hautausschlag) und Polyarthralgien (Gelenkschmerzen)
gekennzeichnet. Erstmals wurde die Ockelbo´sche Krankheit in den 1960er
Jahren beschrieben. Erst 1982 gelang es die Ursache der Erkrankung
durch Isolierung des Ockelbo-Virus (OCK) aufzuklären. OCK tritt in
Schweden, Finnland und der westlichen Region Russlands (Karelien)
endemisch auf. In der Deutschen Medizinischen Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag)
beschreibt Dr. Jan Lundström von der Universität Uppsala die Krankheit:
„Sie tritt nur von Ende Juli bis Oktober auf und beginnt fünf bis zehn
Tage nach einer Stechmückenattacke als Hautausschlag an Kopf oder Rumpf
oder auch am ganzen Körper. Zunächst bilden sich kleine rote Flecken,
die später zu Knötchen und schließlich zur Bläschen werden, den
Windpocken nicht unähnlich. Sie heilen nach wenigen Tagen ab, ebenso
wie Fieber und Rachenentzündungen verschwinden. Doch die gleichzeitig
mit dem Ausschlag auftretenden Gelenkbeschwerden sind hartnäckiger.“ Manche Menschen quälen sich über Wochen, Monate und unter Umständen
sogar Jahre damit, sagt Lundström. In besonders schlimmen Fällen
könnten sie dann einzelne Gelenke nicht bewegen und wenn mehrere
befallen seien, könnten sie sogar zeitweise arbeitsunfähig werden. Im Sommer 2009 starteten BNI-Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit der
Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS)
die deutschlandweit erste Untersuchung: Von Juli bis September fingen
die Forscher rund 16.000 Mücken im Südwesten Deutschlands, bestimmten
die Mückenart und untersuchten diese auf Viren. Als Überträger des
Sindbis-Virus identifizierten die Forscher erstmals die Malariamücke
Anopheles maculipennis, die beiden Mückenarten Culex torrentium und
Culex pipiens hingegen waren bereits als Überträger des Sindbis-Virus
in Schweden bekannt. Durch genetische Analysen wurde eine
Verwandtschaft der deutschen Viren mit ihren schwedischen Artgenossen
festgestellt. WANC 04.05.10, Quelle: Jöst H, et al. (2010) Isolation and phylogenetic
analysis of Sindbis viruses from mosquitoes in Germany. J. Clin.
Microbiol. doi:10.1128/JCM.0037-10
 
 
 
 
 
 
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