Listeriose: Infektionen nehmen zu

In
Deutschland ist in den letzten Jahren die Zahl der
Listeriose-Erkrankungen deutlich gestiegen. An dieser bakteriellen
Infektion, die häufig tödlich endet, erkranken neben
Neugeborenen immer häufiger auch ältere und
abwehrgeschwächte Menschen.


Listeria
monocytogenes, so die genaue Bezeichnung des Krankheitserregers,
lauert überall im Erdreich. Von dort aus gelangt das Bakterium
auf pflanzliche Nahrungsmittel wie Kopfsalat und Pilze. Nur durch
sorgfältiges Abspülen kann er entfernt werden. Aber auch
industriell hergestellte Nahrungsmittel wie Feinkostsalate, Salami
oder Roh- und Weichkäsesorten wie Vacherin, Brie, Roquefort und
Romadur, sind häufig mit Listerien verunreinigt, warnt Prof.
Herbert Hof vom Konsiliarlabor für Listerien an der Universität
Heidelberg: "Bei vakuumverpacktem Räucherlachs wurden
Kontaminationsraten von bis zu 50 Prozent gefunden". Die
Bakterien vermehren sich auch im Kühlschrank, nur Temperaturen
über 70 Grad Celsius vertragen sie nicht.



Den
allermeisten Menschen schaden Listerien nicht. Gefährdet sind in
erster Linie Schwangere und ihre Neugeborenen sowie ältere
Menschen, vor allem wenn sie eine Abwehrschwäche haben. Dann
kann es zu einer Blutvergiftung (Sepsis), sowie zum Befall der
Hirnhäute (Meningitis) und des Gehirns (Enzephalitis) kommen.
"Listerien sind die einzigen Bakterien, die eine Enzephalitis
erzeugen!" erläutert Hof.



Dann
kommt oft jede Hilfe zu spät. Im Prinzip sind zwar viele
Antibiotika wirksam. Resistenzen treten kaum auf. Doch auch moderne
Antibiotika versagen häufig gegen die Bakterien, die sich
innerhalb der Körperzellen vermehrten. "Zwischen 20 und 30
Prozent der Listeriose-Erkrankungen verlaufen tödlich",
warnt Hof. Seit 2001 sind die Erkrankungen meldepflichtig. In den
letzten beiden Jahren haben die Erkrankungen zugenommen. Im Jahr 2006
sind in Deutschland 520 Erkrankungen bekannt geworden. Hof glaubt,
dass es in Wirklichkeit mehr sind. Auch bei vielen Ärzten sei
diese Form der Lebensmittelvergiftung kaum bekannt.



Der
Wissenschaftler erforscht die Gene der Erreger. Anhand der
genetischen Musters lassen sich Ausbrüche schnell erkennen und
Gegenmaßnahmen ergreifen, sagt er. In den USA und Finnland gebe
es bereits eine nationale Datenbank. Ein ähnliches Register wäre
auch in Deutschland hilfreich, so der Experte.



WANC 03.07.07 Quelle:
H. Hof: Epidemiologie der Listeriose in Deutschland - im Wandel und
dennoch nicht beachtet. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007;
132 (24): S. 1343-1348





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/03_07_listeriose.php
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