Nasensprays: Suchtgefahr

Nach Nasensprays kann man süchtig
werden. Im Ernst. Davor warnt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen.
Wer einmal Nasenspray-Junkie geworden ist, muss sich einer
Entziehungskur unterwerfen, weil die Betroffenen bei abruptem Absetzen
verstopfte Nasen und Erstickungsängste bekommen.


Der Spiegel berichtete: Von Nasensprays könne man abhängig werden. Es
gäbe Menschen, die ohne die tägliche Dosis Nasenspray nicht mehr leben
könnten. Was sich unglaubwürdig anhört, hat einen ernsten Hintergrund.
So wie ein Nasenspray-Junkie es in einem Suchtforum beschreibt: “Ich
muss jede Nacht bevor ich schlafe Nasenspray nehmen. Ohne das kann ich
nicht einschlafen. Oder ich werd krank.“ Rund 100.000 Menschen sollen nach Schätzungen der Deutschen Hauptstelle
für Suchtfragen (DHS) süchtig nach Nasenspray sein. Laut der im Spiegel
zitierten Experten liegt die tatsächliche Zahl aber weit höher. Die Zahl der von Medikamenten abhängigen Menschen wird landläufig noch
weit unterschätzt. Die DHS schätzt sie in ihrem jüngsten Bericht 1,5
Mio. Deutsche. Gibt aber zu, dass Experten sie eher auf 1,9 Mio.
taxieren. Zwei Drittel von ihnen sind von Schlaf- und
Beruhigungsmitteln, die übrigen von starken Schmerz- und
Migränemitteln, von Hustenmitteln und Psychostimulanzien abhängig. Die Hauptstelle warnt insbesondere vor den Folgen der ungehemmten
Selbstmedikation. 630 Mio. verkauften Packungen, „die nicht
unproblematisch sind“, sagt sie und führt aus: „Abschwellende
Nasentropfen können ebenso auf Dauer (nach längerer Anwendung als 5 - 7
Tage) zur Gewöhnung und Missbrauch führen wie alkoholhaltige Stärkungs-
und Grippemittel oder auch koffeinhaltige Schmerzmittelkombinationen
wie Thomapyrin, die mit dem Hinweis auf eine 15 Minuten schnellere
Wirkung beworben werden.“ Anscheinend aufgeschreckt durch die negative Presse, haben die
Apotheken jetzt reagiert. Und klären auf: Abschwellende Nasensprays
oder -tropfen sollten nicht länger als eine Woche ohne Unterbrechung
eingesetzt werden. Die Nasensprays helfen kurzfristig bei Schnupfen,
schädigen aber bei langfristiger Anwendung die Nasenschleimhaut bis hin
zum möglichen Absterben des Gewebes. Gleichzeitig gewöhnt sich die
Nasenschleimhaut an die ständige Gabe des Nasensprays, der Verzicht auf
die Arzneimittel ist dann nur noch schwer möglich. Dies gilt für
Nasensprays mit Wirkstoffen wie Xylometazolin, Oxymetazolin oder
Tramazolin, die die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut zusammenziehen.
"Rezeptfrei bedeutet nicht harmlos. Wir Apotheker wollen Patienten
aufklären, damit sie nicht von Arzneimitteln abhängig werden. Wer immer
wieder Nasensprays anwenden muss, sollte sich vom Apotheker beraten und
bei der Entwöhnung helfen lassen", unterstreicht Dr. Ulrich Krötsch,
Präsident der Bundesapothekerkammer. Das bedeutet: Werden schleimhautabschwellende Nasentropfen nach einer
langfristigen Einnahme abrupt abgesetzt, ist die Nase verstopft. Die
Betroffenen meinen, keine Luft mehr zu bekommen und reagieren unter
Umständen mit Erstickungsängsten. Der Ausstieg wird erleichtert, wenn
die Dosis der schleimhautabschwellenden Wirkstoffe nach und nach
reduziert wird. Dies ist möglich, indem Erwachsene auf Nasentropfen für
Kinder ausweichen oder die Nasentropfen in der Apotheke mit
Kochsalzlösung verdünnt werden. Eine andere Möglichkeit ist die
Ein-Loch-Methode, bei der das Schnupfenspray nur noch in einem
Nasenloch angewendet wird. Erst wenn sich die Schleimhaut in diesem
Nasenloch regeneriert hat und ein normales Atmen wieder möglich ist,
wird auch im zweiten Nasenloch kein Schnupfenspray mehr angewendet.
Entziehungskur für Nasenspray-Drogis. WANC 03.03.09, Quelle: ABDA, DHS, Spiegel





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/03_03_nasenspray_sucht.php
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