HIV und Tuberkulose: Immer mehr Doppeltinfizierte

Weltweit sterben immer mehr Menschen
daran, dass sie sowohl mit HIV als auch mit Tuberkulose infiziert sind.
Experten warnen davor, dass die Ausbreitung von HIV auch der
Ausbreitung von Tuberkulose Vorschub leistet - und das sowohl in Afrika
als auch in Osteuropa und Zentralasien. Hinzu kommt, dass viele
TB-Erreger inzwischen resistent gegen Medikamente sind.
"Die steigenden HIV-Raten sorgen dafür, dass auch die Zahl der
Todesfälle durch TB rasant wächst", warnt Dr. Timo Ulrichs vom
Koch-Metschnikow-Forum, das sich der gesundheitlichen Zusammenarbeit
zwischen Deutschland und Russland verschrieben hat. "Schon jetzt ist
Tuberkulose unter HIV-Infizierten mit 12% die häufigste Todesursache."
Der Grund: HIV-Infizierte haben ein 50-fach erhöhtes Risiko, an der
hochansteckenden Tuberkulose (TB) zu erkranken. Zudem beobachten Ärzte die Ausbreitung mehrfach arzneimittelresistenter
TB-Erreger bei HIV-Infizierten. Diese "multiresistenten" Erreger, die
vor allem in Zentralasien und Osteuropa für eine starke Zunahme der
Tuberkulose verantwortlich sind, breiten sich nun auch in der
afrikanischen Subsahara aus. "In Staaten mit hoher HIV-Infektionsrate
wie Lesotho oder Südafrika sind mehr als 80% der TB-Patienten auch
HIV-infiziert", bestätigt Dr. Frauke Jochims von "Ärzte ohne Grenzen".
"Ausgerechnet bei dieser stark gefährdeten Patientengruppe versagen die
herkömmlichen TB-Diagnose-Methoden, wie Mikroskopie und Röntgen, in
mehr als der Hälfte der Fälle", beschreibt sie die Brisanz der
Situation. Zuverlässigere Methoden seien dagegen in den ländlichen
Regionen nur schwer durchführbar. Laut WHO sterben jährlich 1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose, 9
Millionen erkranken neu. Für 2006 schätzte die
Weltgesundheitsorganisation etwa 14 Millionen Tuberkuloseerkrankte. In
der WHO-Euro-Region treten drei Viertel aller Neuerkrankungen in den
Ländern Kasachstan, Rumänien, Russland, Usbekistan, Ukraine und Türkei
auf. Hier sind multiresistente Tuberkuloseviren auf dem Vormarsch, die
mit den üblichen Medikamenten nicht mehr wirksam bekämpft werden
können. Auch die HIV-Rate nimmt in den Ländern Osteuropas und
Zentralasiens besorgniserregend zu. "Wir brauchen neue TB-Testmethoden unter HIV-Positiven, um die TB
zurückzudrängen!", fordert Dr. Manuela Rehr vom Imperial College
London, das bereits seit Jahrzehnten Gesundheitsprojekte in Afrika
durchführt. Das College hat die Kampagne "Survival" initiiert, die
unter anderem durch die gleichnamige BBC-Filmreihe auf die
existenziellen medizinischen Notstände in der Subsahara aufmerksam
macht. Es gebe, so Rehr, einen neuen, viel zuverlässigeren Test, der
auf der Abgabe von Interferon-gamma basiere. "Solche Tests würden uns
helfen, die Diagnose fehlerfrei und zuverlässig durchzuführen." Experten sind sich einig, dass die hohe Sterblichkeit durch die
Koinfektion von HIV und TB in den besonders betroffenen Gebieten nur
durch flächendeckende Tests zur zuverlässigen und frühzeitigen
Erkennung von Tuberkulose zu reduzieren ist. Dazu sind vermehrte
Anstrengungen in der Forschung notwendig und v.a. eine verbesserte
Zusammenarbeit zwischen HIV/AIDS- und Tuberkuloseprojekten. WANC 01.12.08, Quelle: Koch-Metschnikow-Forums "HIV & TB - a deadly alliance"





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/01_12_hiv_tb.php
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