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Herstellung von Infusionslösungen: AGE-Konzentration wird durch einen bestimmten Prozeß begünstigt (Foto: Fresenius)
> Warum Infusionen häufig krank machen

Schwerkranke Menschen, die an
Blutvergiftung, Verbrennungen oder Blutverlust leiden, brauchen
Flüssigkeitszufuhr durch Infusionen. Diese enthalten Humanes Serum
Albumin (HSA), Eiweißbestandteile, im menschlichen Blut. Doch
HSA-Infusionen können Stoffe enthalten, die Entzündungsreaktionen
auslösen und zu einer erhöhten Sterblichkeit führen können.
Dass eiweißhaltige Infusionslösungen häufig Nebenwirkungen verursachen,
ist bekannt; dafür werden verschiedene Ursachen diskutiert.
Infusionslösungen werden zwar routinemäßig auf Reinheit und Sterilität
überprüft, dabei werden aber vor allem mögliche Kontaminationen mit
Bakterien oder Viren berücksichtigt. Sogenannte "Advanced glycation end
products" (AGE's) werden bei der normalen Qualitätskontrolle jedoch
nicht erfasst. AGE's entstehen nach Herstellung der Infusionslösungen durch Anlagerung
von Zuckerresten an die Eiweißmoleküle. Diese Reaktion erfolgt ohne
Beteiligung von Enzymen. AGE's können über einen körpereigenen Rezeptor
(RAGE) entzündliche Reaktionen hervorrufen. Die Aktivierung dieses
Rezeptors spielt auch beim klinischen Verlauf der Blutvergiftung eine
große Rolle. Die Arbeitsgruppe um Angelika Bierhaus, Abteilung Innere Medizin I und
Klinische Chemie am Universitätsklinikum Heidelberg, untersuchte
verschiedene, auf dem Markt erhältliche Infusionslösungen auf ihren
Gehalt an AGE's und fand stark unterschiedliche Konzentrationen,
unabhängig von der herstellenden Firma oder der untersuchten Charge.
Infusionen, die viel AGE's enthielten, sorgten im Tiermodell für
deutlich mehr Entzündungsreaktionen und Sterblichkeit wie die
Infusionen mit geringen AGE-Konzentrationen. Vermutlich wird die AGE-Konzentration in den Infusionslösungen durch
einen bestimmten Herstellungsprozess begünstigt. Welcher dies ist, muss
aber noch herausgefunden werden. Bis dahin sollte ein erhöhter
AGE-Gehalt durch erweiterte Qualitätskontrollen vermieden werden. Die
Wissenschaftler betonten, dass die Ergebnisse nicht nur für Humanes
Serum Albumin bedeutsam sind, sondern auch für andere eiweißhaltige
Lösungen, wie z.B. Antikörper oder Gerinnungsfaktoren. Sie fordern
deshalb zusätzliche Qualitätskontrollen. WANC 01.10.09/ Quelle: AGE-modified albumin containing infusion
solutions boosts septicaemia and inflammation in experimental
peritonitis. Per M. Humpert, Ivan K. Lukic, Suzanne R. Thorpe, Stefan
Hofer, Ezzat M. Awad, Martin Andrassy, Elizabeth K. Deemer, Michael
Kasper, Erwin Schleicher, Markus Schwaninger, Markus A. Weigand, Peter
P. Nawroth, und Angelika Bierhaus. The Journal of Leucocyte Biology /
Universitätsklinikum Heidelberg.
 
 
 
 
 
 
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