> Sehprobleme im Alter: Können chirurgische Korrekturen helfen?

Alterssichtigkeit lässt sich chirurgischen korrigieren. Und die Verfahren werden immer besser. Das sagen jedenfalls Augenärzte. Sie zählen zwei Verfahren zu den besonders erfolgreichen: Lochblenden für die Hornhaut, die sogenannten „Kamra-Inlays“, sowie Mehrstärkenlinsen, auch Multifokallinsen genannt. Neue Studien werden präsentiert, die den Erfolg dieser beiden Methoden beweisen sollen. Allerdings: Auf den erheblichen Kosten für diese Eingriffe bleibt der Patient meist selbst sitzen.

Professor Dr. med. Günther Grabner von der Universitäts-Augenklinik Salzburg beschreibt das Kamra-Inlay als eine Kunststoffscheibe mit 3,8 Millimetern Durchmesser, die in der Mitte ein 1,6 Millimeter kleines Loch enthält. Dieses Inlay werde unter örtlicher Betäubung in eine Tasche in der Hornhaut geschoben, die vorher mit einem Laserstrahl hineingeschnitten wurde, oder bei der Lasik-Operation zur Korrektur einer Fehlsichtigkeit zugleich implantiert. Dieses Implantat erhält nur ein Auge - und zwar das Leseauge. Grabner sagt, dass das Implantat ein vom Fotoapparat bekanntes Prinzip nutzt: Wird die Blende am Objektiv kleiner gestellt, erhöht sich damit die Tiefenschärfe.

Der Augenarzt sagt von sich, Behandlungsergebnisse von implantierten Kamra-Inlays seit sieben Jahren auszuwerten. Schon kurz nach der Operation könnten die Patienten viel besser sehen. „Über 80 Prozent der Patienten konnten ohne Sehhilfe Bücher und Zeitungen lesen, einschließlich der Schrift auf dem Handy“, berichtet Grabner. Bei nur bei einem von 32 Patienten sei es zu keiner Verbesserung im Sehtest gekommen. Auch am Computer gebe es in der Regel keine Probleme. Und das bleibe auch so über einen längeren Zeitraum. Das würden Studien zeigen, die über fünf Jahre durchgeführt wurden.



Ja, es gibt auch Komplikation. Am häufigsten seien sogenannte „Halos“, kleine Lichtringe, die vor allem abends um Lichtquellen herum wahrgenommen werden. Doch lediglich 3,1 Prozent der Patienten sei davon betroffen. Und weniger als 2 Prozent seien so unzufrieden, das die Lochblende wieder entfernt werden müsse. Patienten, die sich der Operation unterzogen haben, berichten aber auch von anderen Schwierigkeiten. Man müssen neu lernen zu sehen und es dauere eine gewisse Zeit, sich an das Inlay zu gewöhnen, wird in Blogs vermerkt. Auch klagen einige darüber, dass sie in die Ferne schlechter scharf sehen.

Bei einer Erkrankung mit Grauem Star rät Grabner zum Austausch der körpereigenen Linsen durch multifokale Kunstlinsen. Die Mehrstärkenlinsen sollen ein scharfes Nah- und Fernsehen ermöglichen, im Kontrast zu Einstärkenlinsen. Bei denen kann man entweder nah oder scharf gut sehen, benötigt dann für die andere Weite aber immer noch eine Brille. Grabner zitiert Studien, dass 70 Prozent der operierten Patienten nach dem Eingriff und Einsatz multifokaler Linsen auf eine Brille sowohl für den Fern- als auch den Nahbereich verzichten können. „Auch dieser Effekt ist dauerhaft“, betont Grabner. Vereinzelt würden auch hier Nebenwirkungen in Form von „Halos“ und Blenderscheinungen beim Autofahren in der Nacht auftreten.



Ob multifokale Linsen die Lösung aller Probleme ist, wie oft in der Werbung versprochen wird, ist fraglich. Genutzt werden können die Linsen nur für Augen, die außer grauem Star nichts haben - also völlig gesund sind. Und es gibt Berichte, dass die Blendeffekte nicht nur vereinzelt auftreten, sondern jeden treffen. Doch die meisten Patienten würden sich daran gewöhnen. Erfahrungen sagen, dass sich nur 5 bis 9 Prozent der Operierten nach einem halben Jahr noch gestört fühlen.

Das größte Problem dürften aber die Kosten der Operation sein. Dafür werden je nach chirurgischer Maßnahme pro Auge zwischen 1000 und 3500 Euro fällig. Die Kosten für die monofokale Linse übernehmen auch die gesetzlichen Krankenkassen. Aller anderen Methoden muss man vollständig selbst bezahlen, wenn man nicht privat versichert ist. Doch auch nicht alle Privat-Krankenversicherungen tragen die kompletten Kosten.


Berliner Ärzteblatt 16.09.2013/ Quelle: 111. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)

 
 
 
 
 
 
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