Foto: TK
Mit dem Parodontale Screening Index kann der Zahnarzt schon frühzeitig bestimmen, ob eine Parodontalerkrankung vorliegt oder nicht (Foto: TK)
> Parodontitis: Hilfe vom PSI-Faktor
PSI ist eine neue Entwicklung in der Parodontitis-Therapie. Mit dem Parodontale Screening Index kann der Zahnarzt schon frühzeitig bestimmen, ob eine Parodontalerkrankung vorliegt oder nicht. Das bedeutet, dass mit einer Behandlung begonnen werden kann, bevor größerer Schaden entsteht. 



Bereits etwa 23 Millionen Deutsche zwischen 35 und 74 Jahren leiden an einer Parodontitis. Die durch Bakterien verursachte Entzündung ist bei Erwachsenen nach dem 45. Lebensjahr nicht nur die häufigste Ursache für Zahnverlust, sondern auch eine ernst zu nehmende Gefahr für die Allgemeingesundheit, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. So kann sie zum Beispiel den Verlauf von Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen oder Diabetes negativ beeinflussen. Ferner kann eine unbehandelte Parodontitis zu Komplikationen in der Schwangerschaft führen.



Ursache der Parodontitis sind bakterielle Beläge (Plaque) am Zahnfleischrand und in den Zahnzwischenräumen. Bleiben diese zunächst weichen Beläge über einen längeren Zeitraum bestehen, entsteht Zahnstein. Die Entzündung kann sich auf den gesamten Zahnhalteapparat ausdehnen und zu einer Parodontitis führen. Das Gefährliche dabei: Eine Parodontitis verläuft anfänglich meist schmerzlos. Das Fortschreiten der Erkrankung bleibt daher oft unbemerkt und kann zu tiefen Zahnfleischtaschen führen, die durch einen Abbau des Kieferknochens und des zahnumgebenden Gewebes entstehen. 



Bei der zahnärztlichen Kontrolle lässt sich mit Hilfe des Parodontalen Screening Indexes (PSI) leicht und in einem sehr frühen Stadium feststellen, ob eine parodontale Erkrankung vorliegt, die gründlicher untersucht werden muss. Mit einem speziellen Messinstrument, der Parodontalsonde, kann der Zahnarzt – allerdings nicht ganz  schmerzfrei - Rauigkeiten auf der Zahnoberfläche erfassen, die Blutungsneigung des Zahnfleischs feststellen und die Tiefe von Zahnfleischtaschen messen.

„Bei dieser Methode wird das Gebiss in sechs verschiedene Abschnitte eingeteilt und jeder Zahn systematisch untersucht. Die Befunde sind in Codes von 0 bis 4 zusammengefasst“, erklärt Professor Ulrich Schlagenhauf, Leiter der Abteilung Parodontologie der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Würzburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie.

„Code 0 bedeutet, dass das Zahnfleisch gesund ist. Bei Code 1 und 2 liegt eine oberflächliche Zahnfleischentzündung vor. Code 3 und 4 stehen für flache und tiefe Zahnfleischtaschen und deuten somit in den allermeisten Fällen auf eine mittelschwere bzw. schwere Form der Parodontitis hin. Für jeden der sechs Abschnitte ist jeweils der höchste Code maßgebend“, betont Schlagenhauf.

Der PSI ist eine Kassenleistung und wird alle zwei Jahre von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Zeigt der PSI schwerwiegende parodontale Probleme, erfolgt eine gründliche Untersuchung des Zahnhalteapparates, der sogenannte Parodontalstatus. Die Untersuchung klärt, welche Form der Parodontalerkrankung letztendlich vorliegt. Aufgrund der Diagnose kann dann eine entsprechende Behandlung eingleitet werden.

Die Vorbeugung und frühe Erkennung einer Parodontitis in Verbindung mit einer entsprechenden Behandlung können Zahnverlust verhindern.

Ist die Erkrankung bereits so weit fortgeschritten, muss die Entzündung in den Zahnfleischtaschen gestoppt werden. Nach einer professionellen Zahnreinigung erfolgt eine gründliche Reinigung der Zahnfleischtaschen.

In schweren Fällen werden Zahnärzte begleitend zur mechanischen Reinigung der Zahnfleischtaschen Antibiotika geben, um den Erfolg der Parodontitis-Therapie zu verbessern. Die Desinfektion des gesamten Mundraums, bei der lokal in die gereinigten Zahnfleischtaschen ein chlorhexidinhaltiges Gel eingebracht wird, kann bei tiefen Taschen einen zusätzlich Bakterien tötenden Effekt haben.

Eine besondere Form der antibakteriellen Behandlung, ist ein winziger mit Chlorhexidin angereicherter Gel-Chip, den der Zahnarzt direkt in die Zahnfleischtasche einsetzt. Das Chlorhexidin wird kontinuierlich abgegeben und kann nachhaltig wirken. Der Chip löst sich innerhalb von zehn Tagen auf. Die Wirkung hält jedoch bis zu drei Monate an und kann einem erneuten Bakterienbefall vorbeugen.

WANC 31.10.08/ Quelle: DGK

 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS