Raucherin
Raucherin: Erhöhtes Risiko, an Paradontitis zu erkranken (Foto: BBC)
> Parodontitisrisiko: Bei Rauchern erhöht

Die Erkrankung, bei der sich langsam das Zahnfleisch, der Zahn und sogar der Kieferknochen auflösen, ist zu etwa 70 Prozent für den Verlust von Zähnen verantwortlich. Raucher haben ein erhöhtes Risiko, Parodontitis zu bekommen.


"Bei Rauchern ist das Risiko, an einer schweren Parodontitis zu erkranken, deutlich höher als bei Nichtrauchern. Mindestens jeder vierte Raucher ist betroffen. Und die Wahrscheinlichkeit für Mundhöhlenkrebs steigt ebenfalls," warnt der Zahnarzt und Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Jürgen Fedderwitz.


Wie negativ sich Tabakkonsum auf Zahnfleisch und Zahnhalteapparat auswirkt, belege die jüngste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS IV) des Institutes der Deutschen Zahnärzte. Danach leiden 27,1 Prozent der Raucher im Alter von 35 bis 44 Jahren an einer schweren Parodontitis, und Rauchen ist der größte Risikofaktor für die Entstehung der Krankheit. Der Zahnarzt erklärt, warum das so ist: "Rauchen verschlechtert die Durchblutung im Mundraum. Die Leute paffen sich damit regelrecht das Zahnfleisch kaputt. Es wird anfälliger für chronische Entzündungen, die den Kieferknochen schädigen und irgendwann zum Zahnverlust führen können, wenn sie nicht behandelt werden. Besonders tückisch dabei ist, dass Rauchen das Zahnfleischbluten als typisches Warnsymptom der Erkrankung unterdrückt, der Betroffene also lange Zeit gar nichts merkt."


Mit Parondotitis bezeichnen Zahnärzte eine Erkrankung, die durch Bakterien verursacht wird. Diese lagern sich auf den Zähnen ab und vermehren sich bei schlechter Mundhygiene stark. Falls man diese Ablagerungen nicht regelmäßig entfernt, werden sie hart, es entsteht Zahnstein, der mit der Zahnbürste nicht mehr beseitigt werden kann. In der Folge kommt es zu Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodont). Dazu zählen der Kieferknochen, das Zahnfleisch, der Zahnhals, das Wurzelzement und die Wurzelhaut (Desmodont).


Die Anfälligkeit der Menschen gegenüber den schädlichen Bakterien ist sehr unterschiedlich. So kann die Widerstandsfähigkeit vorübergehend oder permanent herabgesetzt sein. Einen Einfluss darauf haben starkes Rauchen, Diabetes und andere allgemeine Erkrankungen.


Meist deutet nur blutendes Zahnfleisch darauf hin, dass die früher Parodontose genannte Krankheit vorliegt. Der Zahnarzt spürt die Parodontitis auf, in dem er ohne großen Widerstand mit einer stumpfen nadelförmigen Sonde dem Zahn entlang in die Tiefe dringen kann. Wo früher Fasern waren, die den Zahn fest im Kieferknochen verankerten, ist jetzt eine "Tasche" entstanden, die mit Bakterien gefüllt ist und aus der sich eventuell Eiter tritt. Auch auf dem Röntgenbild kann er erkennen, dass sich um den Zahn herum der Knochen auflöst.


Laut der Schweizer Gesellschaft für Parodontologie leiden etwa drei von vier Menschen leiden irgend einmal in ihrem Leben an Parodontitis. Für die Erwachsenen wird geschätzt, dass heute 70 Prozent des Zahnverlusts auf diese Krankheit zurückzuführen ist. In den meisten Fällen schreitet die Parodontitis allerdings relativ langsam voran. Umfangreiche Schäden entstehen erst nach geraumer Zeit. In solchen Fällen ist die Behandlung meistens einfach und das Risiko für ein späteres Wiederaufflammen der Krankheit gering, sofern der Patient nach der Behandlung eine gute Mundhygiene betreibt. Dagegen leiden etwa 7-15 Prozent der Bevölkerung an schweren Formen der Parodontitis. Bei ihnen können große Schäden am Zahnhalteapparat in relativ kurzer Zeit entstehen. Viele dieser Patienten bedürfen schon als junge Erwachsene einer aufwendigen Behandlung und leider ist bei ihnen das Risiko für ein späteres Wiederauftreten der Krankheit höher.


Die Daten der Krebsregister zeigen zudem, dass Raucher bis zu sechsmal häufiger an Tumoren im Mund- und Rachenraum erkranken als Nichtraucher. Allerdings wird Mundhöhlenkrebs oft erst bei zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen entdeckt. Rät Fedderwitz: „Für den halbjährlichen Kontrollcheck beim Zahnarzt zahlen gesetzlich Krankenversicherte keine Praxisgebühr. Raucher sind Risikopatienten und sollten diesen Check auch als Krebsfrüherkennungsuntersuchung ernst nehmen. Noch besser ist es natürlich, das Rauchen aufzugeben und trotzdem alle sechs Monate nachsehen zu lassen."


WANC 31.05.07/Quelle: KZBV

 
 
 
 
 
 
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