Mädchen mit Kopfhörer
Mit Musiktherapie kann das lästige Ohrgeräusch verringert werden (Foto: FGH)
> Tinnitus: Hilfe durch Musik
Eine Musiktherapie ist offensichtlich
in der Lage, Tinnitusbeschwerden nicht nur zu lindern. Die
überwiegende Zahl der Behandelten hatten nach dem Ende der
Therapie weniger oder keine Ohrgeräusche mehr.


Behandelt wurden die Patienten
insgesamt in zehn Einheiten, entweder einmal pro Woche oder innerhalb
einer Woche. Das Behandlungskonzept beinhaltet sowohl aktive als auch
passive Anteile. Im aktiven Teil macht der Patient unter anderem
bestimmte stimmliche Übungen mit dem Musiktherapeuten. Der
passive Teil umfasst Therapieeinheiten, die auf eine
Stressbewältigung, Rückbildung psychischer
Begleiterscheinungen sowie Verbesserung der Aufmerksamkeits- und
Hörleistung abzielen.



80 Prozent der
132 Studienteilnehmer hatten danach weniger oder keine
Ohrgeräusche mehr. Der Erfolg stellte sich in beiden Gruppen
ein. Auch Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten sowie weitere
Stress-Symptome nahmen während und nach der Behandlung deutlich
ab. Selbst sechs Monate nach der musiktherapeutischen Behandlung hält
diese Besserung bei den erfolgreich behandelten Patienten an.
Deutlich wurde auch, dass bei weniger belasteten Patienten eine
geringere Therapieanzahl ausreicht.



Die Forschergruppe wies zudem die
Wirkung des musiktherapeutischen Konzepts auch auf
neurowissenschaftlicher Ebene nach. Gehirnaufnahmen mit einem
Kernspintomographen liefern Hinweise darauf, dass Tinnitus nicht
ausschließlich das Ergebnis einer fehlerhaften Verarbeitung von
Geräuschen im Gehirn ist, wie lange Zeit angenommen. Vielmehr
zeichnet sich ab, dass auch Gehirnstrukturen, die nicht vorrangig für
den Gehörsinn verantwortlich sind, sowie
aufmerksamkeitsrelevante Areale die Entstehung von Tinnitus mit
bedingen.



Insgesamt waren 132 Patienten in
die interdisziplinäre Studie eingeschlossen. Durchgeführt
wurde diese vom Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung in
Heidelberg in Zusammenarbeit mit der Fakultät für
Musiktherapie der SRH Hochschule Heidelberg, der
Hals-Nasen-Ohrenklinik der Universität Heidelberg und der Klinik
für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie der
Universität Homburg.



Ob das bereits vorhandene
musiktherapeutische Konzept auch für Patienten mit
Rauschgeräuschen, mit Pfeif- und Piepstönen, dem
sogenannten "chronisch-tonalen Tinnitus", geeignet ist,
soll eine weitere Studie klären. Für diese neue Studie sind
noch freie Therapieplätze verfügbar. Mehr Informationen:
Tel. 06221 7963101, E-Mail: ambulanz@fh-heidelberg.de.



WANC 24.04.08

 
 
 
 
 
 
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