Klingeln der Ohren - Musiktherapie kann wirksam helfen
> Mit Musik gegen Tinnitus

Pfeifen im Ohr? Oder Rauschen? Wenn
das Gehör einem Töne vorgaukelt, die es gar nicht gibt, dann kann das
Tinnitus – das Klingeln der Ohren – bedeuten. Die Behandlung fällt
nicht ganz einfach, weil es keine einheitliche Therapie gibt, die bei
jedem wirkt. Die meisten Betroffenen lernen, sich mit dem Ohrgeräusch
zu arrangieren – es zu “überhören”. Jetzt belegen die Ergebnisse einer
Befragung von bereits behandelten Tinnituspatienten die Wirksamkeit der
Musiktherapie bei chronischem Tinnitus.
Seit mehreren Jahren werden mit dem Heidelberger Musiktherapiemanual
Tinnituspatienten behandelt. Die Patienten erlernen während der fünf
Tage andauernden Kompakttherapie verschiedene aktive Möglichkeiten,
ihren Tinnitus direkt zu beeinflussen. Rund 80 % der Patienten
verspüren nach der Therapie eine deutliche Linderung ihrer Beschwerden,
bis hin zum völligen Verstummen der „Ohrgeräusche“.   Die Forscher vom Deutschen Zentrum für Musiktherapieforschung (DZM)
befragten 189 Patienten, deren Behandlung im Durchschnitt etwa 3 Jahre
zurückliegt. Die Befragten erhielten den Fragebogen, der bereits
Bestandteil der Kompakttherapiewoche war. Knapp 50 % nahmen an der
Befragung teil. Die Auswertung ergab eine Verbesserung der Tinnitussymptomatik. Drei
Jahre nach der Therapie verringerte sich diese um 20%. Bei den stark
belasteten Patienten ergab sich aufgrund der Befragung eine nachhaltige
Verbesserung im Tinnitusschweregrad von 12% vor der Therapie auf 4%
drei Jahre nach Durchführung der Kompakttherapie. Bei den weniger
belasteten Patienten lag die Verbesserung bei 20%. Laut DZM werden bei der Musiktherapie die Ohrgeräusche musikalisch
aufgegriffen und bearbeitet. Kernstück des musiktherapeutischen
Behandlungskonzepts ist die Einbettung des Tinnitus in einen
musikalisch steuerbaren Hörprozess. Dazu wird zu Beginn der Therapie
für jeden Patienten mittels eines Synthesizers ein individueller
tinnitus-ähnlicher Klang bzw. Rauschen erstellt. Dieser Klang wird dann
aktiv und/oder rezeptiv musiktherapeutisch eingesetzt. Die Patienten
werden dadurch in die Lage versetzt, Kontrolle über ihren Tinnitus
auszuüben und ihn bewusst zu regulieren. Darüber hinaus werden mittels
gezielter akustischer Stimulation die veränderten Gehirnregionen
positiv reaktiviert und zu einer „Normalisierung“ geführt. Tinnitus betrifft derzeit geschätzt mehr als eine Million potentiell
behandlungsbedürftige Patienten. Dabei handelt es sich – anders als man
glauben könnte - nicht um eine Erkrankung des Ohres. Vielmehr findet
eine fehlerhalte Informationsverarbeitung im Gehirn statt. Der Beginn
der Krankheit liegt typischerweise zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr,
Frauen und Männer sind gleichermaßen betroffen. Ärzte weisen darauf
hin, dass Tinnitus keine Krankheit, sondern ein Symptom ist. Das
bedeutet, dass den Ohrgeräuschen eine andere Erkrankung, Lärm oder
Stress zu Grunde liegen. Deshalb, so die Mediziner, müsse man bei einer
Therapie zuerst den Ursachen auf den Grund gehen. Chronischer Tinnitus
kann zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen im Alltag und deutlichen
psychologischen Auffälligkeiten (vor allem Schlafstörungen,
Aufmerksamkeitsstörungen, Depressionen, Ängstlichkeit) führen. WANC 19.01.11, Quelle: Deutsches Zentrum für Musiktherapieforschung, Deutsche Tinnitus Liga
 
 
 
 
 
 
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