Herzinfarkt und Parodontitis: Das gefährliche Gespann

Was haben die Zähne mit unserem Herzen
zu tun? Nichts? Falsch. Im Gegenteil: Wenn unserer Zähne entzündet sind
(im medizinischen Fachjargon Parodontitis genannt) dann ist auch unser
Herz gefährdet. Die Gründe für diesen gefährlichen Zusammenhang liegen
in den Genen und den gleichen Risikofaktoren für beide Krankheiten.


Wie gefährlich Parodontitis und Herzinfarkt schon allein sind, zeigen
die Zahlen: Etwa 30 Prozent der gesamten deutschen Bevölkerung leidet
an Parodontitis. Je älter man wird, desto mehr Menschen sind betroffen.
Etwa neun von zehn Menschen im Alter von mehr als 60 Jahren leiden
unter Parodontitis. Die Entzündung von Kieferknochen, Zahnfleisch oder
Zahnhals ist die Hauptursache für Zahnverlust bei Erwachsenen über 40
Jahren. Kardiovaskuläre Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt, Schlaganfall)
gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Doch nun verdichten sich die Inforamtionen immer mehr, dass diese
beiden Krankheiten ein gefährliches Gespann bilden. In den letzten 10
Jahren hat eine Vielzahl von epidemiologischen Studien die möglichen
Zusammenhänge zwischen chronischen Entzündungen in der Mundhöhle und
kardiovaskulären Erkrankungen untersucht. Diese Untersuchungen basieren
auf der Hypothese, dass insbesondere entzündliche parodontale
Erkrankungen (Parodontitis) ein Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen
darstellen. In der Tat wurde immer wieder - unabhängig von anderen bekannten
Risikofaktoren -eine bedeutender Zusammenhang zwischen der Parodontitis
und kardiovaskulären Erkrankungen nachgewiesen. Und erste
Interventionsstudien haben gezeigt, dass durch parodontale Therapie
Marker (Messwerte) der Atherosklerose (Gefäßverkalkung) positiv
beeinflusst werden können. Auch für die Rolle der parodontalen
Infektion beim Entzündungsgeschehen in den Gefäßen gibt es mehrere
plausible Erklärungen. Pathogene parodontale Bakterien spielen dabei
eine wichtige Rolle. Wie eng Herzinfarkt und Parodontitis zusammen hängen, haben
Wissenschaftler der Universitäten Kiel, Dresden, Amsterdam und Bonn
nachgewiesen: Sie konnten Genveränderungen auf Chromosom 9 und im Gen
ANRIL, das wahrscheinlich ein regulatorisches RNA Molekül kodiert, eine
'antisense RNA', feststellen. Die Genveränderung betrifft sowohl
Patienten  mit einer aggressiven Form der Parodontitis, eine in
sehr jungem Alter einsetzende, sehr heftig verlaufende, entzündliche
Krankheitsform der Parodontose. Sie ist identisch mit der von
Patienten, die unter einer Erkrankung der Herzkranzgefäße leiden und
bereits einen Herzinfarkt erlebt hatten. Eine zahnmedizinische Studie der Universität Witten-Herdecke ist zu dem
alarmierenden Ergebnis gelangt, dass bei einer bestehenden schweren
Entzündung des Zahnhalteapparates das Risiko, einen Herzinfarkt zu
erleiden, 1,8-mal höher ist als bei Menschen mit gesundem Zahnfleisch.
Das Risiko für einen Schlaganfall liegt sogar 2,8-mal höher, so die
weiteren Erkenntnisse der zahnmedizinischen Studie. Zu einer Verbindung von Zahnfleisch und Gefäßsystem kommt es durch
Bakterien im Zahnfleisch, die sich unter Sauerstoffausschluss
vermehren. Die Ergebnisse verschiedener anderer Untersuchungen deuten
darauf hin, dass sie direkt durch die Wände der Blutgefäße eindringen
und dort eine Arterienverkalkung begünstigen können. Außerdem haben
Herzinfarkt und Parodontitis die gleichen Risikofaktoren: Sie entstehen
vor allem durch Rauchen, Zuckerkrankheit (Diabetes) und Übergewicht. WANC 15.11.10, Quelle: Deutschen Zahnärztetag 2010, PLoS Genetics, Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/15_11_herzinfarkt_parodontitis.php
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