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Entzündungen im Zahnraum können sich auf den gesamten Körper - insbesondere das Herz - auswirken (Foto: DAK/Wigger)
> Parodontitis: Gefahr für das Herz
Erkrankungen des Zahnhalteapparats wie
die so genannte Parodontitis können auf Dauer lebensgefährliche Folgen
haben: Die oft chronischen Entzündungen von Zahnfleisch und Kiefer
erhöhen das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall beträchtlich.
Dass ein Zusammenhang zwischen aggressiver Parodontitis und Herzinfarkt
tatsächlich besteht, ist in der Vergangenheit mehrfach bestätigt
worden. Allerdings waren die Ursachen dafür bisher ungeklärt.
Wissenschaftler der Universitäten Kiel, Dresden, Amsterdam und Bonn
konnten nun nachweisen, dass es einen genetischen Grund dafür gibt.
Denn beide Krankheiten haben dieselben Genveränderungen auf Chromosom 9. Dr. Arne Schaefer, vom Institut für Klinische Molekularbiologie der
Universität Kiel, sieht eindeutige Übereinstimmungen in der genetischen
Veranlagung: "Wir haben die aggressive Form der Parodontitis
untersucht, eine in sehr jungem Alter einsetzende, sehr heftig
verlaufende, entzündliche Krankheitsform der Parodontose. Die mit
diesem Krankheitsbild assoziierte genetische Variante ist identisch mit
der von Patienten, die unter einer Erkrankung der Herzkranzgefäße
leiden und bereits einen Herzinfarkt erlebt hatten." Damit besteht für die Wissenschaftler ein ursächlicher Zusammenhang
zwischen aggressiver Parodontitis und Herzinfarkt. "Die aggressive
Parodontitis hat sich immerhin als Vorbote einer Krankheit mit späterer
möglicher Todesfolge erwiesen", mahnt Schaefer. Das Wissen über das
Herzinfarktrisiko solle Patienten mit Parodontose bewegen, die
Risikofaktoren einzudämmen und sich um präventive Maßnahmen zu kümmern. Und wie wirkt sich dieser Zusammenhang aus? Chronische Infektionen im
Mundraum, wie Zahnfleischentzündung (Gingivitis) oder die Entzündung
des Zahnhalteapparates (Parodontitis), beeinflussen, fördern oder lösen
entzündliche Erkrankungen und deren Folgen im ganzen Körper sogar aus.
Die auslösenden Keime verteilen sich durch die im Zahnfleisch oder
Mundschleimhaut gelegenen Blutgefäße im gesamten Körper. Sie
begünstigen Kalk-Ablagerungen (Atherosklerose) an und in den
Blutgefäßwänden. Und das führt dann zur Verdickung und Versprödung der
Gefäßwände sowie zu einem geringeren Durchmesser des Gefäßes, was
weniger Blut fließen lässt. Forschungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass chronische Infektionen
die Entwicklung und Häufigkeit sowie Schwere von
Herz-Kreislauferkrankungen begünstigen. 
Bei
Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommt es durch eine
Blutgerinnungsbegünstigung am Ende zur Kalk-Ablagerung (Atherosklerose)
an und in den Blutgefäßwänden. 
Durch die Kalk-Ablagerung weist das
Blutgefäß einen geringeren Durchmesser und eine geringere Elastizität
auf. Bei geringerem Durchmesser fließt weniger Blut durch das Gefäß und
somit ist das zu versorgende Gebiet schlechter ernährt. Gleichzeitig
steigt der Druck und bei entsprechender Versprödung besteht die Gefahr
eines Gefäßwandrisses oder -bruches. Die Schweizerische Gesellschaft für Parodontologie weist darauf hin, dass  Parodontitis sich auf Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkt,
Hirninfarkt, Pneumonie (Lungenenzündung) und das Auftreten
frühgeborener untergewichtiger Kinder auswirkt. Auch Wechselwirkungen
zwischen Diabetes und Parodontitis wurden gefunden. WANC 13.02.09, Quelle: PLoS Genetics, Universität Kiel
 
 
 
 
 
 
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