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Das Versiegen von Tränenflüssigkeit macht das Auge anfälliger für Infektionen (Foto: Stock photo)
> Mangel an Sexualhormon trocknet Augen aus

Wer trockene Augen hat, glaubt Sand in
die Augen zu reiben. Inzwischen vermuten Experten, dass ein Grund für
diesen schmerzhaften und unangenehmen Zustand der Mangel an männlichen
Sexualhormonen sein könnte. Denn Testosteronmangel soll nicht nur die
Menge der abgesonderten Tränenflüssigkeit senken, sondern auch deren
Verdunstung beschleunigen. Die Folge können Entzündungen und
Hornhautschäden sein.
  Zwischen fünf und 35 Prozent der über 50-Jährigen klagen über trockene
Augen, Frauen häufiger als Männer. Das schätzt die Deutsche
Ophthalmologische Gesellschaft (DOG). Die Folgen: Die Augen brennen und
röten sich, abends ermüden sie schnell. Morgens sind häufig die Lider
verklebt. Oft haben die Betroffenen das Gefühl, einen Fremdkörper oder
Sand in den Augen zu haben. Trockene Augen sind aber nicht nur lästig. „Sie sind auch ein
Gesundheitsrisiko“, warnt Prof. Dr. Christian Ohrloff von der DOG. Denn
die Tränenflüssigkeit schützt das Auge vor Infektionen und versorgt die
Hornhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen. „Menschen mit trockenen Augen
sind anfälliger für Bindehautentzündungen und Schäden an der Hornhaut”,
betont der Direktor der Universitäts-Augenklinik in Frankfurt am Main.   Als eine wesentliche Ursache für trockene Augen haben Experten
hormonelle Veränderungen ausgemacht. Im Alter produzieren sowohl Männer
als auch Frauen weniger Testosteron. Forscher haben inzwischen
herausgefunden, dass männliche Sexualhormone die Tränendrüsen
beeinflussen. „Experimente zeigen, dass Testosteron direkt auf die
Tränendrüsen wirkt und so die Bildung der Tränenflüssigkeit steigert“,
erklärt Ohrloff.   Der Mangel des männlichen Geschlechtshormons störe zudem die Funktion
der so genannten Meibom-Drüsen. Diese sitzen in den Augenlidern und
geben ein öliges Sekret in den Lidspalt ab. Mit jedem Lidschlag
verteilt sich das Meibom-Öl auf dem Tränenfilm und verhindert so, dass
Tränenflüssigkeit zu schnell verdunstet. „Zuerst wurde diese ‚meibomian gland dysfunction’ bei Patienten mit
angeborenem Testosteronmangel oder bei Menschen mit Prostatakrebs
beobachtet“, berichtet Ohrloff. Bei letzteren gehöre es zur Behandlung,
die Bildung von Testosteron zu blockieren. Trockene Augen sind die
Folge. „Inzwischen wissen wir, dass die Meibom-Drüsen auf Testosteron
ebenfalls rezeptorgesteuert reagieren – mit einer vermehrten
Ausschüttung von Meibom-Öl“, erläutert Ohrloff. Weibliche
Geschlechtshormone wirken entgegengesetzt. Dies belegen Untersuchungen
an Frauen, die nach den Wechseljahren mit Östrogenen behandelt werden:
Sie leiden häufiger unter trockenen Augen.   Laut DOG weist eine von der Pharmaindustrie gesponserte amerikanische
Studie darauf hin, dass Testosteronsalben die Produktion der
Tränenflüssigkeit und des Meibom-Öls steigern können. Der Nutzen für
den Patienten müsse jedoch noch genau untersucht werden, bevor
derartige Salben zum Einsatz kommen, betont Ohrloff. Denn die
künstliche Zufuhr von Testosteron könne – auch als Salbe verabreicht –
unter  Umständen das hormonelle Gleichgewicht stören. MA 13.01.10, Quelle: Ophthalmologe 2009; 106:988–994; DOI
10.1007/s00347-009-2005-2; The Ocular Surface ISSN: 1542-0124. 2007; 5
(2):163-178; Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft
 
 
 
 
 
 
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