> Vitamin D soll Atemwegsinfekten vorbeugen

Dass Vitamin D wichtig für unsere Gesunderhaltung ist, mag kaum jemand bestreiten. Auch, dass Vitamin D-Mangel Krankheitsrisiken steigert, werden die meisten Experten noch unterschreiben. Doch dass das Sonnenvitamin - das eigentlich kein Vitamin, sondern die Vorstufe zu einem Hormon ist, das bei Sonnenstrahlung auf die Haut in Leber und Niere gebildet wird - quasi als Allzweckwaffe gegen Krebs, Herzprobleme, Diabetes und Knochenschwäche dienen soll, ruft schon häufiger Warnungen von Ärzten hervor. Eine Studie will nun belegen, dass die Einnahme von Vitamin D-Nahrungsergänzungsmitteln, das Risiko von Atemwegsinfektionen mindert. 


Vitamin D-Mangel wird in erster Linie für Knochenschund oder -erweichung verantwortlich gemacht. Er kann aber auch für eine gesteigerte Entzündungsanfälligkeit sorgen, vor allem für Infektionen der Atemwege. Wissenschaftler der Queen Mary Universität, London, haben nun untersucht, in wieweit ein "verbesserter Vitamin D-Status" durch die Gabe von Vitamin D-Nahrungsergänzungsmitteln das Risiko einer solchen Atemwegserkrankung vorbeugen kann. 


Insgesamt haben sie die Gesundheitsdaten von 11.321 Frauen und Männern im Alter von 0 bis 95 Jahren ausgewertet. Demnach verminderte die Einnahme von Vitamin D-Präparaten das Auftreten einer Atemwegsinfektion um 12%. Am deutlichsten zeigte sich der Effekt der Vitamin D-Nahrungsergänzung bei denjenigen Testpersonen, deren Vitamin D-Spiegel unter 25 nmol/L lag. Bei denjenigen mit einem höheren Vitamin D-Wert zeigte sich der Nutzen weit geringer. 


Die Wissenschaftler betonen, dass ein Vitamin D-Mangel weit verbreitet sei. Die Vitamin D-Gabe habe sich als "sicher" herausgestellt. Nebenwirkungen seien "selten". 


Das Deutsche Ärzteblatt weist aber darauf hin, dass "der klinische Nutzen von Vitamin D bei der Prävention von Krankheiten fraglich bleibt". Bisher gäbe es "nur eindeu­tige Belege für den Nutzen von Vitamin D bei Patienten mit hohem Risiko für Osteomala­zie (schmerzhafte Knochenerweichung) bei einem Vitamin-D-Spiegel von unter 25 nmol/L, nicht jedoch für die Prävention sons­tiger Erkrankungen. 


Zwischen 20 und 30 Mikrogramm, das ist der Vitamin D-Tagesbedarf eines erwachsenen Menschen (20 Mikrogramm entsprechen 800 Internationalen Einheiten - I. E.). Nun glauben manche, dass man täglich 180 bis 240 Mikrogramm Vitamin D benötigt, um beispielsweise Multipler Sklerose oder Krebs vorbeugen zu können. Schon 20 Mikrogramm lassen sich kaum allein über die Nahrung - dann müsste man täglich etwa 200 Gramm Sardinen, 2 Kilogramm Käse, 700 Gramm Eier oder 500 Gramm Kalbfleisch essen - sichern. Dazu benötigt man schon die Sonne und die deckt auch zu 90% den Vitamin D-Bedarf. Wenn keine Sonne da ist, dann muss man den Mangel über Vitamin D-Präparate ausgleichen, lautet die angeblich logische Folgerung. Ob das aber so stimmt, darüber sind sich die Mediziner durchaus uneins, weil der Körper nämlich in der Lage ist Vitamin D zu speichern. 


Und dann bleibt da noch die Frage, ob es Sinn macht, mehr als diese 20 bis 30 Mikrogramm zu dosieren. Studien an älteren Menschen lassen daran Zweifel aufkommen. Denn bei einer Untersuchung an 200 über 70jährigen, konnten die Männer und Frauen, die hochdosiertes Vitamin D gespritzt bekommen hatten, ihre Beine nicht besser bewegen als vor der Behandlung. Dieser Effekt stellte sich nur bei denen ein, deren Vitamin D-Werte auf dem Normalniveau gehalten wurden.


Auch die Knochenstärkung durch Vitamin D wird mittlerweile angezweifelt. Erhöhte Gaben sorgten nicht für eine Verbesserung der Knochendichte und einer Vorbeugung der Osteoporose. Im Gegenteil: Manche Endokrinologen befürchten sogar schädliche Folgen einer zu hohen Dosierung. So hat eine im Januar 2012 veröffentlichte Studie ergeben, dass Vitamin D Entzündungen vermindert. Doch diese Wirkung blieb nur bis zu einem Wert von Vitamin D 50 Nanomol pro Liter Blut erhalten. Ein höherer Wert kehrte die Wirkung dann in das Gegenteil.  Die Ergebnisse einer im American Journal of Cardiology veröffentlichten Studie hat gezeigt, dass Menschen, die sehr alt wurden, eher niedrigere Vitamin D-Spiegel aufwiesen. 


cs 28.2.2017/ Quelle: BMJ

 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS