> Tuberkulose: Längst nicht besiegt
Im Jahr 2010 sind 136 Patienten an einer Tuberkulose gestorben. Insgesamt hat das Robert Koch-Institut 4.330 Tuberkulosen registriert, kaum weniger als im Jahr 2009 (4.419 Fälle, davon 164 Todesfälle). „In Anbetracht der Schwere der Krankheit und der Behandlungsdauer von mindestens sechs Monaten ist das noch immer eine viel zu hohe Zahl von Erkrankungen“, betont Reinhard Burger, Präsident des Robert Koch-Instituts. Und möglicherweise gibt es in Zukunft sogar eher mehr als weniger Kranke.

Die Gesamtzahl der Erkrankungen bleibt seit 2008 annähernd gleich, während sie in früheren Jahren deutlich zurück ging. Ein weiteres Anzeichen für eine mögliche Trendänderung sind die gestiegenen Fallzahlen bei Kindern: Im Jahr 2010 erkrankten 158 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren an einer Tuberkulose. Damit setzt sich der 2009 erstmals beobachtete Anstieg fort (2009: 142 Fälle; 2008: 124 Fälle). Bei Kindern ist die Tuberkulose fast immer auf eine kürzlich erfolgte Ansteckung zurückzuführen und damit ein Indikator für das aktuelle Infektionsgeschehen. Dies könnten erste Hinweise auf eine mögliche Stagnation oder sogar einen Wiederanstieg der Erkrankungszahlen in den kommenden Jahren sein, wie dies in einzelnen Ballungsräumen in Deutschland bereits beobachtet werden kann.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Tuberkulose weltweit mit zwei bis drei Millionen Betroffenen zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Tuberkulose breitet sich insbesondere in Afrika, Asien und auch in Osteuropa nach wie vor aus – insbesondere die räumliche Mobilität (Reisen, Zuzug) in und aus den betroffenen Gebieten führen auch in Deutschland immer wieder zu Neuerkrankungen, die oft spät diagnostiziert werden. Die Häufigkeit (Inzidenz) der Neuerkrankungen liegt pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner bundesweit bei 5,26 - in Berlin (8,48), Hamburg (9,69) und München (10,37) ist der Anteil aber nahezu doppelt so hoch.

Die rasche Unterbrechung von Infektionsketten steht im Mittelpunkt der Strategie zur Verhinderung von Neuerkrankungen. Dies bedeutet eine Herausforderung für die Gesundheitsämter, die im Umfeld der Erkrankten in detektivischer Arbeit, oftmals unter schwierigen Bedingungen, nach weiteren Infizierten und Erkrankten suchen müssen. „Daher ist eine ausreichende personelle und finanzielle Ausstattung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes unverzichtbar“, unterstreicht Burger.

Eine erfolgreiche Behandlung erfordert eine Kombination von mehreren Medikamenten über sechs oder mehr Monate. Dies bedarf häufig einer engen Begleitung der Patienten in Zusammenarbeit von Klinik, behandelndem Arzt und Gesundheitsamt. Das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin veröffentlichten im März 2012 neue Empfehlungen zur Therapie der Tuberkulose. Die Empfehlungen sind auf der DK-Internetseite abrufbar (http://www.pneumologie.de/dzk/empfehlungen.html).

wanc 20.03.2012/ Quelle: Robert Koch-Institut
 
 
 
 
 
 
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