> Wenn Medikamente der Lunge schaden

Medikamente, die eigentlich der Gesundheit nützen sollen, können ihr manchmal aber auch schaden. Diese unerwünschten Nebenwirkungen sind manchmal so heftig, dass eine Einnahme unmöglich wird. Beispielsweise gibt es über 350 verschiedene Medikamente, die die Lunge schädigen können. Oft erkennen Ärzte nicht, dass die angegriffene Lunge keine ursächliche Erkrankung, sondern die Folge der Arzneimitteleinnahme ist.
 
Professor Jens Schreiber von der Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Magdeburg weiß, dass ACE-Hemmer, die den Bluthochdruck senken sollen, bei 5 bis 35% aller Patienten Husten veranlasst. Ähnliches können auch die modernen Angiotensin1-Antagonisten gegen Bluthochdruck bewirken, obwohl das nur bei 3% zu einem Wechsel auf andere Medikamente zwingt. Die ebenfalls gegen hohen Blutdruck wirkenden Betablocker verursachen bei manchen einen Asthmaanfall.

Berüchtigt unter Kardiologen ist laut Schreiber der Wirkstoff Amiodaron. Das Mittel gegen Herzrhythmusstörungen kann schwere Lungenschäden auslösen. Und der Blutverdünner Phenprocoumon, bekannt unter dem Handelsnamen Macumar®, kann lebensgefährliche Lungenblutungen verursachen. Der Lungenexperte betont, dass auch Naturheilmittel die Lunge schädigen können: Sogar schwere, teilweise tödliche Verläufe seien beobachtet worden.

Einige dieser Nebenwirkungen und die daraus folgenden Schädigungen treten erst nach Monaten oder Jahren auf. Dann sei die Ursachenforschung aber schon schwierig, räumt Schreiber ein. Um weitere Lungenschäden zu vermeiden, bleibe in der Regel nur das Absetzen des betreffenden Medikamentes.  



Berliner Ärzteblatt 26.05.2011/ Quelle: J. Schreiber: Medikamentös induzierte Lungenerkrankungen. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011; 136(13): S. 631–634
 
 
 
 
 
 
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