> Asthma: Neue Therapie gegen trockenen Schleim
Wer unter Asthma leidet, der leidet unter trockenem Schleim, der sich nicht löst und die Atmung lebensgefährlich behindern kann. Wissenschaftler haben heraus gefunden, dass bei vielen Asthmatikern ein bestimmtes Protein in den Schleimhautzellen der Atemwege fehlt. Das führt dazu, dass das Lungensekret nicht verdünnt wird. Kinder, denen das Gen für das Protein fehlt, haben im übrigen ein gesteigertes Asthmarisiko. Neue Wirkstoffe sollen nun helfen.

Bei Asthma reagieren die Bronchien auf allergieauslösende Stoffe in der Atemluft indem sie sich verengen. Gleichzeitig schwellen die Schleimhäute der Atemwege an und sondern verstärkt Sekret ab. Weil sich das ständig wiederholt, entsteht eine chronische Entzündung. Medikamente sorgen dafür, dass sich die verkrampfte Muskulatur der Bronchien entspannt und die Entzündung unterdrückt wird. Bei Patienten mit sehr schwerem Asthma funktioniert das aber nicht, weil an den Atemwegen häufig zusätzlich trockener Schleim haftet und sie zusetzt.

Prof. Dr. Marcus Mall, Direktor der Abteilung Translationale Pneumologie des Zentrums für Translationale Lungenforschung Heidelberg, räumt ein, dass es bisher noch keine Wirkstoffe gibt, mit denen der Abfluss des zähen Sekrets bei schweren Asthmaanfällen gefördert werden kann. Bisher hat es zu diesem Problem auch nur wenig Forschung gegeben. Mall und Kollegen haben aber nun die Ursache entdeckt. Weil das Lungensekret nicht mehr befeuchtet wird, kann er sich nicht lösen und abtransportiert werden. So entstehen bei Menschen mit schwerem therapieresistentem Asthma unlösliche Schleimpfropfen, die sogar zum Tod führen können. oder nach tödlichen Asthmaanfällen zu finden sind. Mall hat auch heraus gefunden, dass eine Veränderung von Genen für diesen Mangel verantwortlich sein kann. Bei Kindern bedeutete dieser Fehler im genetischen Bauplan, dass sie zu 50% häufiger an Asthma erkrankten als gesunde Kinder.

Die Erkenntnisse sollen zu neuen Therapiemöglichkeiten führen. So könnte in Zukunft ein Wirkstoff, der das fehlende Protein für die Verdünnung des Lungesekrets aktiviert, den Patienten helfen, bei denen bisherige Therapien nicht anschlagen. Mall vermutet, dass sich ein solches Medikament auch in der Behandlung der Mukoviszidose einsetzen lässt: Auch bei dieser bislang nicht heilbaren Erbkrankheit bildet sich zäher Schleim in der Lunge, der u.a. chronische Lungenentzündungen hervorruft und die Atmung behindert.

Berliner Ärzteblatt 06.09.2012/ Quelle: J Clin Invest. 2012; doi:10.1172/JCI60429.

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