COPD: Bakterien schwächen Abwehr

Forscher haben Bakterien gefunden, die die Abwehrkräfte bei chronischer Lungeninfektion schwächen. Die Kenntnis dieses Mechanismus könnte aber auch bei der Behandlung von Krankheiten helfen, die Folge zu starker Entzündungen sind.

Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Lungenerkrankungen, darunter die chronische Bronchitis und das Lungenemphysem. Sie sind oft tödlich und betreffen fast ausschließlich Raucher, ehemalige Raucher oder Menschen, die sich dem Rauch anderer aussetzen. Schätzungsweise vier bis sechs Millionen Menschen sind allein in Deutschland an COPD erkrankt.

Bei der Entwicklung der Erkrankung spielt ein scheinbar unauffälliger Bakterienstamm eine wichtige Rolle: die Moraxellen. Sie besiedeln bei etwa fünfzig Prozent aller COPD-Kranken die unteren Atemwege. Dr. Hortense Slevogt von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie am Campus Virchow-Klinikum hat erforscht, wie die Moraxellen bei der COPD den Krankheitsverlauf beeinflussen: Sie aktivieren den Rezeptor CEACAM 1, ein Molekül, das Zellen miteinander kommunizieren lässt. So sind sie in der Lage, die Antwort des Immunsystems entscheidend zu schwächen.

Rezeptoren sind die »Empfangsstationen« der Zellen. Sie sind chemisch für eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben ausgerüstet. Slevogt und Kollegen fanden heraus, dass die Moraxellen das Zusammenspiel der beiden Rezeptoren CEACAM 1 und TLR 2 zu ihren Gunsten verändern können. TLR 2  steht im Zentrum des körpereigenen Abwehrsystems. Aufgabe dieses Rezeptors ist es, eindringende Bakterien zu erkennen und zu bekämpfen.

„Wir konnten zeigen, dass es den Moraxellen durch die Bindung an CEACAM 1 gelingt, die durch TLR 2  hervorgerufene Antwort des Immunsystems abzuschwächen. Die Bronchialschleimhaut reagiert zwar mit einer Entzündung, aber diese ist anscheinend zu schwach, um die Bakterien zu vernichten“, erklärt Slevogt. Sie vermutet, dass es den Moraxellen so gelingt, längere Zeit in den Bronchien der COPD-Patienten zu bleiben und damit zu einer chronischen Belastung für die Lunge zu werden.

Die medizinische Umsetzung der Studien könnte Hilfe bei der Behandlung von Lungenerkrankungen bedeuten. Aber auch bei der Therapie von Erkrankungen, die Folge einer zu starken Entzündung sind. 

WANC 27.10.08/ Quelle: Charité





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/27_10_copd.php
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