Chronische Lungenerkrankung: Bewegen statt ruhen

Wer körperlich fit ist, wird seltener
krank. Weiß jeder? Training nutzt aber nicht nur Gesunden, sondern auch
Kranken. Weiß auch jeder? Dass sportliche Betätigung aber vor allem
Patienten mit chronischen Lungenkrankheiten nutzt, betonen
Sportmediziner. Dabei stellen Menschen, denen der Atem schnell knapp
wird, köperliche Belastungen eher ein. Doch das ist nicht
gesundheitsfördernd.
Wie sehr Menschen mit Asthma oder COPD (Chronic Obstructive Pulmonary
Disease, auf Deutsch: Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) von einem
Training profitieren, weiß der Sportmediziner Prof. Dr. Paul Haber:
"Bei schwerer COPD kann regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining den
Unterschied machen zwischen Pflegebedürftigkeit und einem unabhängigen
Leben."

 Bei COPD nimmt die Lungenfunktion immer weiter ab. Zu Beginn fällt die
Atemnot nur bei körperlicher Anstrengung auf, und Menschen, die den Tag
größtenteils im Sitzen verbringen, bemerken erst etwas davon, wenn
schon ein beträchtlicher Teil der Lunge geschädigt ist. Ist der Atem schon knapp, dann wird Bewegung immer mühevoller und wird
vermieden. Das ist für den Körper genau verkehrt. "Selbst Menschen, die
schon die Hälfte ihrer Lungenfunktion durch eine chronische obstruktive
Lungenerkrankung verloren haben, können noch ein ganz normales Leben
führen - wenn sie regelmäßig trainieren", macht Haber Mut. Das Konzept ist einfach, erfordert aber Konsequenz. Begonnen wird mit
20 Minuten Ausdauertraining dreimal pro Woche. Und zwar im persönlichen
Pulsbereich, der mit einer Ergometeruntersuchung bestimmt wird. Alle
sechs Wochen wird das Training um jeweils 5 Minuten verlängert, bis
jede Trainingseinheit 40-60 Minuten dauert. Jeder Ausdauersport ist geeignet, sei es Radfahren, Nordic Walking oder
Joggen. Dazu kommt zweimal pro Woche ein Krafttraining, am besten an
Geräten im Fitnesscenter, empfiehlt Haber: "Ausdauertraining und
Krafttraining können auch an einem Tag kombiniert werden. Wer nicht ins
Fitnesscenter gehen will, kann daheim z.B. mit kleinen Hanteln
trainieren. Die Übungen für alle wichtigen Muskelgruppen müssen nur
richtig ausgeführt werden." 

 Durch das Training wird der Kreislauf gestärkt und das Blut ist in der
Lage, mehr Sauerstoff aus der Lunge aufnehmen. Die gekräftigte
Muskulatur kann den Sauerstoff anschließend besser verarbeiten. "Bei
COPD wirkt sich die eingeschränkte Lungenfunktion viel weniger stark
aus, wenn der Körper gut trainiert ist", erklärt Haber. Wie schnell COPD-Patienten von einem Training profitieren, betont Dr.
Sylvia Hartl ERS-Generalsekretärin und Lungenfachärztin am
Otto-Wagner-Spital in Wien: "Wer regelmäßig trainiert, bemerkt schon
nach wenigen Wochen einen deutlichen Erfolg und gewinnt an
Lebensqualität."

 Auch Asthma-Patienten profitieren von einem konsequenten Training.
Haber empfiehlt Asthmapatienten, sich mit 1 oder 2 Hüben aus dem
Inhalator vor jedem Training vor Asthmaanfällen bei Belastung zu
schützen. Hobbysportler, die keine eingetragenen Mitglieder eines
Vereins sind, müssen sich als Asthmapatienten auch nicht vor
Dopingkontrollen bei kleinen Wettkämpfen fürchten. Sie werden nicht
überprüft. Spitzensportler, bei denen Asthma diagnostiziert wird,
erhalten eine Ausnahmegenehmigung und können ihre Medikamente auch beim
Wettkampf einnehmen.
Wer regelmäßig trainiert, kann mit 60 Jahren noch
um 10-15% fitter sein als ein untrainierter 25-Jähriger. Haber fordert Menschen über 40 Jahre auf, ihren Lungenfunktionswert mit
einem ganz einfachen Test beim Lungenfacharzt oder auch bei vielen
Hausärzten messen zu lassen. Die Lungenfunktionsmessung, auch
Spirometrie genannt, sei die einzige Methode, mit der die COPD schon
ganz früh entdeckt werden könne. Je früher desto besser. Denn das durch
Tabakrauch oder andere Luftschadstoffe zerstörte Lungengewebe sei für
immer verloren.

 WANC 27.07.09/ Quelle: European Respiratory Society (ERS)





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/27_07_copd_sport.php
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