Die Zahl der Raucherinnen nimmt noch zu (Foto: DAK/WIgger)
> Lungenkrebs: Mehr Erkrankungen bis 2020
Lungenkrebsfälle in Deutschland werden bis 2020 stark zunehmen. Vor allem Frauen sind davon betroffen.

Die Prognose über zunehmende Lungenkrebserkrankungen gibt eine Forschungsgruppe um Dr. Alexander Katalinic vom Institut für Krebsepidemiologie e.V. in Lübeck ab. Setzt sich der von 1999 bis 2004 aus dem Krebsregister Schleswig-Holstein ablesbare Trend fort, wird das Bronchialkarzinom bei Männern langsam seltener. Dagegen steigt die Zahl der Neuerkrankungen bei Frauen deutlich an.

Betroffen war vor allem die Gruppe der 60- bis 69-Jährigen Frauen: Hier kam es in den sechs Jahren zu einem Anstieg um 38 Prozent. Dabei handelt sich um Frauen aus der Nachkriegsgeneration, die das Rauchen als Symbol für eine neu gewonnene Unabhängigkeit begriff, erklärt Katalinic.

Der Epidemiologe geht davon aus, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Denn derzeit rauchen noch mehr Männer (Anteil 2005: 32 Prozent, Tendenz fallend) als Frauen (22 Prozent, Tendenz steigend). Rauchen ist aber der Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs, weshalb heute Männer fast dreifach häufiger als Frauen an Lungenkrebs erkranken. Auf 100.000 Männer kommen pro Jahr 96 Neuerkrankungen, bei Frauen sind es nur 39. Doch die Statistiken weisen darauf hin, dass sich die Erkrankungsraten im weiteren zeitlichen Verlauf annähern werden, befürchtet Katalinic.

Hinzu kommt die demografische Entwicklung. Der Anteil der Bevölkerung im Durchschnittsalter für Lungenkrebs (67 Jahre) nimmt stetig zu. Je nach Szenario ist daher ein Anstieg der Zahl der Lungenkrebsfälle bei Frauen bis 2020 um 22 -74 Prozent. Bei Männern könnte es zu einer Zunahme um 42 Prozent kommen. Da es sich um Modellberechnungen handelt, ist aber auch ein Rückgang um acht Prozent möglich. Welches dieser Szenarien eintritt, wird nach Ansicht von Katalinic langfristig auch von der Wirkung der aktuellen Gesetze zum Nichtraucherschutz abhängen.

WANC 24.07.08
Quelle: A. Katalinic et al.: Lungenkrebsinzidenz und -mortalität – aktuelle Trends und Hochrechnungen aus dem Krebsregister Schleswig-Holstein. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (28/29): S. 1487-1492


 
 
 
 
 
 
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