Deckblatt des Berichtes
Report "Forschungszwerg Deutschland"
> Tuberkulose: Zu wenig Geld für die Forschung

Ärzte ohne Grenzen moniert, dass
die Bundesrepublik Deutschland gemessen an ihrer Wirtschaftskraft zu
wenig Geld in die Tuberkuloseforschung steckt. Auch die EU, so die
Organisation, komme ihren moralischen Verpflichtungen nicht nach.


Nur etwa ein Siebtel des für sie
angemessenen Beitrags gibt Deutschland für die
Tuberkuloseforschung aus, sagt Ärzte ohne Grenzen. In dem Report
„Forschungszwerg Deutschland - kaum Mittel für vernachlässigte
Krankheiten" kommt die Organisation zu dem Ergebnis, dass im
Jahr 2007 nur 7,5 Mio. Euro investiert wurden.



„Deutschland wird seiner
Verantwortung nicht gerecht", kritisierte Oliver Moldenhauer von
Ärzte ohne Grenzen. "Als Land mit der drittstärksten
Wirtschaftskraft der Welt und mit großen Forschungskapazitäten
muss Deutschland seine öffentliche Forschungsförderung für
Tuberkulose, Malaria und vernachlässigte Tropenkrankheiten
massiv erhöhen."



Was angemessen ist, hat die
Organisation berechnet. Dabei kommt sie auf einen Betrag von jährlich
mindestens 62,8 Mio. Euro, der notwendig wäre, um das
weltweite Problem Tuberkulose lösen zu können. „Andere
europäische Länder leisten in diesem Bereich jetzt schon
mehr," sagt Moldenhauer. Der Bericht erwähnt explizit
allerdings nur Großbritannien, das doppelt so viel wie
Deutschland in die TB-Forschung investiere. Genannt werden auch noch
die USA, die mit 139,6 Mio. Euro pro Jahr rund 15-mal so
viel wie Deutschland ausgeben, wobei die Wirtschaftskraft knapp 5-mal
so hoch sei.



Auch die EU tut nach Meinung der
Organisation nicht genug. Laut Treatment Action Group gab die
EU-Forschungsdirektion im Jahr 2006 12,8 Mio. Euro für
die TB-Forschung aus.



Positiv bewertet Ärzte ohne
Grenzen hingegen das Engagement mancher EU-Länder in
internationalen Produktentwicklungs-Partnerschaften (PPD). Dabei
führen die Länder die Forschung nicht selbst durch,
sondern geben ihre finanziellen Mittel an öffentliche
Forschungseinrichtungen, Pharmafirmen und
Nichtregierungsorganisationen, die die dann in Projekte stecken. Die
EU-Mitgliedsstaaten haben im Jahr 2007 zusammen 27,3 Mio. Euro
zur Unterstützung von PDP ausgegeben – darunter die
Niederlande mit 8,5, UK mit 7,7, Irland mit 5,4 und Frankreich mit
2,8 Mio. Euro.



Der globale Bedarf an
TB-Forschungsmitteln beträgt im übrigen 2 Mrd. US-Dollar
pro Jahr. Der öffentliche Anteil bei der TB-Forschung bleibt wie
schon 2006 bei 59,1 Prozent. Am Rande: Die Stiftung von Bill
Gates spendiert fast 61 Mio. Euro.



Auch andere Tropenkrankheiten werden
nicht gerade mit Geld überschüttet. Für
Malariaforschung stellte die Bundesregierung im vergangenen Jahr
9,0 Mio. Euro bereit, für andere Tropenkrankheiten
4,3 Mio. Euro.



Vollständiger Bericht unter:
http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/
Medikamentenkampagne/Publikationen.php



WANC 23.04.08

 
 
 
 
 
 
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