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Der Ausbruch des Eyjafjallajökull bringt wahrscheinlich mehr Feinstaub: Asthmatiker sollten ihre Medikamente immer bei sich tragen (Foto: Modis)
> Asche aus dem Eyjafjallajökull: Gesundheitlich nicht ohne Bedenken
Während der isländische Vulkan
Eyjafjallajökull immer noch vor sich hin grummelt und den Flugverkehr
behindert, fragen sich viele, welche gesundheitlichen Folgen die sich
in der Atmosphäre verteilende Asche haben kann. Bisher wiegeln viele
Experten ab und sprechen von keinen nennenswerten Gesundheitsrisiken.
Doch für Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen gilt: Vorsicht.
Verschiedene Messstationen im Westen Deutschlands wiesen am 20.4. in
Bodennähe erhöhte Feinstaubwerte nach. An einigen Stellen lag der
Tagesmittelwert für Feinstäube (PM10) erneut über 50 µg/m3. Geschieht
das an mehr als 35 Tagen im Jahr, gilt der EU-Grenzwert für Feinstaub
als überschritten. Wie die Feinstaubbelastung sich verändert und
wandert, belegt ein Blick auf die beiden letzten Tage: Betroffen waren
am 19.4. vor allem der Raum Aachen, Köln, Bonn, Koblenz sowie der Raum
Karlsruhe, Pforzheim, Stuttgart, Reutlingen, Freiburg, Augsburg. Einen
Tag später ruhte die Belastung im Raum Bonn, um Saarbrücken herum sowie
über der großen Zone von Karlsruhe, Pforzheim, Reutlingen, Stuttgart
bis nach Augsburg und München. Auch die Werte für Schwefeldioxid in der Luft stiegen wieder leicht an.
Bereits am Vortag kam es an einigen Messstationen im Süden und
Südwesten Deutschlands zu einer erhöhten Schwefeldioxid-Konzentration
in der Luft. Das deutet darauf hin, dass die Aschewolke des
isländischen Vulkans Eyjafjallajökull für die derzeitige Luftbelastung
verantwortlich ist. Das Umweltbundesamt kommt zu dem Schluß: „Da der Anstieg der
Feinstaubwerte regional begrenzt ist und vergleichsweise moderat
ausfällt, kommt es zu keinen nennenswerten Gesundheitsrisiken.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen sind nicht notwendig.“ Eine etwas voreilige Prognose? Die Meinungen dazu sind durchaus
unterschiedlich. Das rührt zum einen daher, dass bisher niemand genau
weiß, woraus die Aschewolke des Eyjafjallas genau besteht. Sie enthält
sicherlich Schwefeldioxid (SO2). Und Feinstaub. Und da wird es kritisch. Denn Feinstaub kann bis tief in
die Lungen vordringen. „Gerade Asthmatiker und Allergiker sind jetzt
beunruhigt“, sagt auch der DAK-Experte Peter Fey. „Wichtig ist, dass
diese Menschen gut mit ihrer Erkrankung umgehen können und wissen, wie
sie sich bei erhöhten Feinstaubkonzentrationen zu verhalten haben.“
Betroffenen mit Erkrankungen der Atemwege rät die DAK, verschriebene
Arzneien regelmäßig einzunehmen und die Medikamente für den vielleicht
doch eintretenden Notfall bei sich zu tragen. Ein Tipp, dem sich auch
das Umweltbundesamt anschließt. Also alles eher unproblematisch? Die Gefahr, dass Asthmatiker in
Deutschland aufgrund der Vulkaneruption in Island vermehrt Anfälle
bekommen, sieht der Umweltmediziner Rudolf A. Jörres von der LMU
München als extrem unwahrscheinlich an. Aufgrund der großen Entfernung
von der Eruption sei in Deutschland nicht mit akut hohen Belastungen an
einatembaren Partikeln zu rechnen, sagte der Mediziner der „Ärzte
Zeitung“. Entwarnung gibt auch Prof. Karl-Christian Bergmann von der Europäischen
Stiftung für Allergieforschung in Berlin. Denn die Wolke befinde sich
in mehreren Kilometern Höhe. Der Lungenarzt in der „Ärzte Zeitung“:
„Selbst wenn einige Teilchen aus der Staubwolke in die Atemwege
gelangen, lösen sie keine akuten Störungen der Gesundheit von
Allergikern aus, auch nicht bei Asthmatikern mit vorgeschädigten oberen
oder unteren Atemwegen, also Nase und Bronchien." Dass Dreck in der Atemluft bei chronischen Atemwegserkrankungen immer
ein zusätzliches Risiko darstellt, betont Dr. Andreas Hellmann,
Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen. Der
Augsburger Spezialist für Lungen- und Bronchialheilkunde rät
Asthmatikern zur regelmäßigen Kontrolle per Peak-Flow-Meter und die
Anpassung der Medikamente. Bei steigender Belastung – vor allem bei
einer Änderung der Wetterlage – empfiehlt er Vorsicht. Ebenfalls wenig entspannt, scheint die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) die Situation zu betrachten. Sie weist darauf hin, dass vor allem
Menschen mit Atemwegs-Problemen von der Aschewolke aus Island
gesundheitlich betroffen werden könnten. Die WHO hat bei ersten
Analysen festgestellt, dass rund 25 Prozent der in dem Aschestaub des
Vulkans enthaltenen Teilchen weniger als zehn Mikrometer groß sind. Und
das ist genau die Partikelgröße, die der Lunge gefährlich werden kann. Die WHO erklärt, dass die Partikel sich noch in hoher Höhe befänden.
Probleme könnten aber auftreten, wenn sie auf die Erde fallen. Menschen
mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Bronchitis würden
dann anfälliger. Wer draußen etwas in Hals, Rachen oder Lunge spüre,
eine laufende Nase oder juckende Augen bekomme, sollte ins Haus gehen,
rät die WHO. WANC 21.04.10, Quelle: Umweltbundesamt, FAZ, Ärzte Zeitung, Berlin Online
 
 
 
 
 
 
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