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Immer mehr Frauen rauchen, in den meisten Altersgruppen sind sie deshalb bei Lungenerkrankungen auch schon in der Überzahl (Foto: DAK)
> Immer mehr Frauen chronisch lungenkrank
Bei fast sechs Millionen Deutschen
über 40 Jahren sind die Atemwege dauerhaft verengt. Die Störung der
Lungenfunktion, die als chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
bezeichnet wird, ist zumeist Folge eines langjährigen Tabakkonsums und
verschlimmert sich mit zunehmendem Alter. Experten rechnen in den
nächsten Jahren mit einer deutlichen Zunahme, auch weil der Anteil der
Frauen unter den Rauchern angestiegen ist.
Dr. Henning Geldmacher von der Medizinischen Hochschule Hannover und
Kollegen berichten, dass bei 13,1 Prozent eine COPD diagnostiziert
wurde. Bei den meisten Teilnehmern einer Studie, die Teil eines
internationalen Projekts war, befand sich die Störung in den
Anfangsstadien I oder II. Hier leiden nur wenige an den typischen
Symptomen wie Raucherhusten, Auswurf oder Atemgeräuschen. Beschwerden
stellen sich oft erst bei einem Stadium III oder IV ein, das nur bei
0,8 Prozent der Teilnehmer festgestellt wurde. Der Anteil von 13,1 Prozent der über 40-Jährigen bedeutet, dass in
Deutschland 5,9 Millionen Menschen mit dauerhaft verengten Atemwegen
leben. Im europäischen Vergleich ist das ein relativ günstiges
Ergebnis. In Österreich wurde die COPD mit 26,1 Prozent doppelt so
häufig diagnostiziert und auch in Polen, der Türkei und Island haben
deutlich mehr Menschen eine gestörte Lungenfunktion als hierzulande. Allein durch den Vergleich des Zigarettenkonsums seien diese
Unterschiede nicht zu erklären. Geldmacher vermutet, dass die in
Deutschland bessere Luftqualität am Arbeitsplatz eine Rolle spielt.
Schätzungsweise 20 Prozent aller Fälle von COPD seien durch
Luftschadstoffe am Arbeitsplatz zumindest mitverursacht. Die meisten
anderen Fälle sind Folge des Rauchens. Auch die Ergebnisse aus der
Forschungsregion Hannover zeigen: Die Häufigkeit steigt mit der Zahl
der Packungsjahre. Ein Packungsjahr entspricht einer Packung Zigaretten
täglich über ein Jahr geraucht. Die Häufigkeit der COPD steigt mit dem Alter an. In der Altersgruppe
der über 70-Jährigen hatten fast 30 Prozent der Männer eine COPD. Mit
zunehmendem Alter verschlechtert sich die Lungenfunktion. Schon heute
ist die COPD nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation die
fünfthäufigste Todesursache, berichten die Autoren. Bis 2020 wird sie
auf die dritte Position steigen. Ein Grund ist die zunehmende
Lebenserwartung. In Deutschland kommt eine steigende Zahl von weiblichen Rauchern hinzu.
Unter den 40- bis 49-Jährigen der Studie rauchten mehr Frauen als
Männer. Dies war auch die einzige Altersgruppe, in der der Anteil der
COPD bei Frauen höher war als bei Männern. Frauen sind besonders
gefährdet, weil ihre Atemwege empfindlicher auf Zigarettenrauch
reagieren, erklärt Geldmacher. Schon jetzt, dies ist ein weiteres
Ergebnis der Untersuchung, sind in den meisten Altersgruppen mehr
Frauen als Männer wegen einer COPD in ärztlicher Behandlung. Die COPD ist eine häufige Erkrankung, die in der Öffentlichkeit
unterschätzt wird, warnt Geldmacher. Notwendig sei deshalb eine
umfassende Aufklärung über die Erkrankung, die am besten durch den
Verzicht auf Zigaretten, aber auch durch eine strikte Kontrolle der
Luftqualität am Arbeitsplatz vorgebeugt werden könne. WANC 20.01.09, Quelle: H. Geldmacher et al.: Die Prävalenz der
chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) in Deutschland. DMW
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (50): S. 2609-2614
 
 
 
 
 
 
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