Lungenentzündung: Von vielen unterschätzt

Die ambulant erworbene Lungenentzündung führt häufiger zur stationären Aufnahme ins Krankenhaus als Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Bis zu 30 Prozent der Pneumokokken, des häufigsten und wichtigsten Erregers der ambulant erworbenen Pneumonie, sind mittlerweile gegen Makrolidantibiotika resistent.


Etwa 750.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an einer Lungenentzündung, die sie "ambulant erworben" haben, das heißt im häuslichen Umfeld. Gerade bei älteren Menschen wird eine Lungenentzündung häufig übersehen. Denn bei Senioren äußert sich die Lungenentzündung meist nicht durch Husten und hohes Fieber. Viel eher kommt zu einer Verschlechterung des Allgemeinbefindens, die sich schnell in einen lebensbedrohlichen Zustand auswachsen kann. Anzeichen sind plötzliche Atemnot, hohe Atemfrequenz, Herzrasen, geistige Verwirrtheit, Desorientierung, Stürze und Harninkontinenz.


Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sind Pneumokokken-Infektionen - die häufigste Ursache für eine Lungenentzündung - jedes Jahr für bis zu eine Million Todesfälle bei Kindern verantwortlich. Ernsthafte Pneumokokken-Infektionen treten in jedem Alter auf, aber das Risiko, an einer ernsten Pneumokokkon-Infektion zu erkranken, ist für kleine Kinder (insbesondere unter zwei Jahren) und ältere Menschen besonders hoch.


Die Waffen im Kampf gegen die Infektion werden jedoch zunehmen stumpf. Waren beispielsweise 1990 noch etwa 2% der Bakterien eines bestimmten Stammes gegen ein Antibiotikum resistent, sind es heute 20%. In den USA sind bis zu 70% der Pneumokokken gegen Penicillin resistent. Infektionen mit diesen Erregern können mit Penicillin und anderen herkömmlichen Antibiotika nicht mehr therapiert werden.


Die Folgen sind dramatisch: Nach einer Studie aus dem Jahr 1999 lag die Sterblichkeitsrate bei Patienten mit einer durch Pneumokokken verursachten Lungenentzündung bereits wieder bei 10 bis 25 Prozent.


Um Diagnose und Therapie dieser oft unterschätzten Volkskrankheit zu verbessern, sammeln Wissenschaftler und Ärzte Daten und erarbeiten Leitlinien für das Management der Erkrankung. Ein im Rahmen des Kompetenznetz CAPNETZ erarbeitetes Punktesystem hilft Ärzten heute innerhalb einer Minute zu entscheiden, ob ein Patient ambulant behandelt werden kann oder ins Krankenhaus eingewiesen werden muss.


"Wir erwarten, dass sich durch den Einsatz dieses Punktesystems die Versorgungsqualität verbessert und gleichzeitig unnötige Krankenhauseinweisungen vermieden werden", erläutert Prof. Dr. Norbert Suttorp, CAPNETZ-Sprecher und Direktor der Medizinischen Klinik mit dem Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie an der Berliner Charité die Ziele.


WANC 18.04.06





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/18_04_lungenentzuendung.php
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