Frau mit Taschentuch
Eine Entzündung der Nasennebenhöhlen ist unangenehm, Antibiotika helfen aber anscheinend nur selten (Foto: pte)
> Nasennebenhöhlen: Antibiotika bei Entzündungen wirkungslos

Wenn Ärzte bei
Nasennebenhöhlenentzündung Antibiotika verschreiben,
profitiert nur einer von 15 Patienten von dem Medikament. Zu
diesem Schluss kommen Forscher des Instituts für klinische
Epidemiologie in Basel nach der Untersuchung von fast
2600 Krankheitsfällen.


Trotzdem werden viele Patienten mit
Antibiotika behandelt. Nach geltenden Richtlinien soll der Arzt die
starken Behandlungsmittel erst verschreiben, nachdem der Patient
sieben bis zehn Tage erkrankt war. Doch auch nach dieser Zeit sei der
Einsatz nicht gerechtfertigt, sagen die Forscher. "Es sieht so
aus, als ob Antibiotika einfach nicht wirksam sind", so Ian
Williamson.



Nebenhöhlenentzündungen
treten oft nach Erkältungen oder Grippe auf und verursachen
Symptome wie Fieber und Kopfschmerzen. Bislang nahm man an, dass eine
längere Erkrankungsdauer als sieben Tage bedeute, dass die
Entzündung bakteriell und nicht viral begründet sei. Neue
Erkenntnisse zeigen jedoch, dass die Krankheitsdauer kein guter
Indikator für die Wirksamkeit von Antibiotika ist. Aufgrund von
Nebenwirkungen, den Kosten und der Gefahr der Gewöhnung sei die
Einnahme auch nach mehr als einer Woche nicht sinnvoll.



"Wenn der Patient zum Arzt kommt
und sagt, dass er bereits seit zehn Tagen Beschwerden hat, ist das
immer noch kein Grund ihm Antibiotika zu geben", so
Forschungsleiter Jim Young. Im Fall einer Verschlimmerung solle der
Erkrankte wiederkommen oder eine weitere Woche warten. Das National
Institute for Clinical and Health Excellence veröffentlichte
diese Woche neue für Großbritannien geltende Richtlinien,
nach denen Ärzte keine Rezepte für Antibiotika mehr
ausstellen sollen, die Patienten nach eigener Beurteilung einlösen,
sobald sich ihr Zustand verschlechtert.



Doch der Druck der Patienten auf die
Ärzte sei oft immens. Nebenhöhlenentzündung ist eine
sehr unangenehme Erkrankung und Patienten drängten häufig
darauf, Antibiotika zu bekommen. Obwohl sich die Ärzte bemühten
die Verschreibungen zu reduzieren, würden immer noch zu häufig
Antibiotika eingesetzt, so Steve Field vom Royal College of GPs. "Die
Studie gibt den Medizinern Sicherheit, dass die Medikamente bei
bestimmten Symptomen höchstwahrscheinlich keinen großen
Unterschied machen."



WANC 17.03.08

 
 
 
 
 
 
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