Tuberkulose: Schneller erkennen, gezielter behandeln

Eine neue Diagnosetechnik kann Tuberkulose sehr
schnell und sehr genau erkennen. Nur das frühzeitige Aufspüren ermöglicht die
Wahl des richtigen Wirkstoffes und eine lebensrettende Therapie. Bisher sterben
jeden Tag 8.000 Menschen an TBC.


Eine besonders schnelle und verlässliche Diagnosemethode für
Tuberkulose haben Wissenschaftler der Universität Bielefeld und der Universität
Heidelberg entwickelt. „Smart Probes" revolutionieren die Diagnostik, da
sie in der Lage sind, mit hoher Sensitivität einzelne Stämme des
Tuberkuloseerregers Mykobakterien zu unterscheiden. „Die Forschungsergebnisse
bringen uns der Lösung des globalen Problems der Infektionskrankheiten einen
entscheidenden Schritt näher", erklärt Markus Sauer, Professor an der
Universität Bielefeld.



„Smart Probes“ sind kurze Abschnitte aus DNA, die an einem Ende mit einem
Farbstoff markiert sind und unter der Einstrahlung von Licht fluoreszieren. Aus
dem Auswurf eines Tuberkulosepatienten kann das Erbgut der Mykobakterien gewonnen
werden. Wenn die „Smart Probes" darin eine bestimmte Struktur antreffen,
binden sie daran und die Haarschleife öffnet sich. Erst durch diese Öffnung
kann der Farbstoff ungehindert fluoreszieren, für die Wissenschaftler ist dies
ein eindeutiges Signal, dass es sich um den vermuteten Erreger handelt.



Knapp 3 Mio. Menschen sterben jährlich weltweit an Tuberkulose, das sind 8.000
jeden Tag. Zur Bekämpfung werden Antibiotika eingesetzt, dabei besteht jedoch
das Problem, dass die Keime resistent gegen die Medikamente werden. Die
Resistenz stammt vor allem aus den osteuropäischen Ländern. Dort wird bei
Tuberkulose ein Antibiotikum als Kombitherapie verabreicht. In Ländern wie der
Ukraine und Russland gibt es nicht die finanziellen Mittel wie in westlichen Ländern.
Wahrscheinlich ruft das Einnehmen von nur einem Antibiotikum eine
Medikamentenresistenz hervor, daher sollten mehrere Antibiotika eingenommen
werden. In Deutschland werden daher drei Antibiotika verabreicht, erläutert
Sauer.



Nur das frühzeitige Erkennen ermöglicht die Wahl des richtigen Wirkstoffes. Da
sich resistente und nicht-resistente Bakterien in ihrem Erbgut unterscheiden,
lassen sie sich ebenfalls mittels „Smart Probes" identifizieren.



Außerdem helfen sie bei der Tumor-Früherkennung und Verlaufskontrolle
von Krebserkrankungen. Die bisherige Tuberkulosediagnostik dauerte sechs bis
sieben Wochen. Durch die neuen Forschungsergebnisse soll eine Diagnose
innerhalb weniger Stunden möglich werden. Und damit verbunden auch das
Einsetzen eines effektiven Antibiotikums.



WANC 13.06.06





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/index.php/13_06_tuberkulose.php
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