Glas Rotwein
Alkohol: Wer vor Operationen zu viel davon trinkt, hat ein höheres Risiko bei Operationen (Foto: OpenPR)
> Alkohol: Erhöhtes Risiko bei Operationen
Menschen, die regelmäßig
Alkohol trinken, gehen bei Operationen das Risiko erheblicher
Lungen-Komplikationen ein. Dabei reichen schon verhältnismäßig
geringe Mengen aus.


Prof. Claudia Spies, Leiterin der
Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin,
und eine Forschergruppe an der Charité in Berlin befassen sich
mit den Folgen von Alkohol für das Immunsystem. Und dabei haben
sie herausgefunden, dass Alkohol erheblich zur Schwächung des
Immunsystems beiträgt.



Diese Reaktion wiesen sie bei Mäusen
nach, die sie zunächst an Alkohol gewöhnten. Dann führten
sie an ihnen einen kleinen Eingriff durch und setzten sie einem sehr
häufigen Lungenentzündungs-Erreger aus. Das Ergebnis: Im
Blut der Alkohol-Mäuse fanden sich große Mengen der
Abwehr-Botenstoffe Interleukin 6 und 10. Trotzdem waren sie
deutlich häufiger lungenkrank als ihre Artgenossen. "Ähnliches
haben wir auch bei Menschen festgestellt, die vor der Operation
häufig Alkohol tranken", erläutert Spies.



Verhältnismäßig geringe
Mengen genügen, um den Effekt zu erzeugen. "Wir beobachten
diese schweren Lungen-Komplikationen bereits bei Patienten, die in
den drei Monaten vor der Operation jeden Tag drei Gläser Bier
oder zwei Gläser Wein getrunken haben. Derartige
Trinkgewohnheiten gibt es bei etwa 20 Prozent der Bevölkerung",
sagt Spies. Sie plant jetzt, Medikamente zu entwickeln, die später
auch das Immunsystem frisch operierter Patienten bei der Abwehr
gefährlicher Erreger unterstützen sollen. "Mit ersten
Ergebnissen rechnen wir Anfang nächsten Jahres", meint sie
optimistisch.



Alkohol ist ein alltägliches
Problem in Kliniken. "Etwa 50 Prozent aller Patienten, die
als Notfall eingeliefert werden, haben Alkohol im Blut", schätzt
Spies. Menschen, die ihre Operation planen können, sollten in
den Monaten zuvor ihren Alkoholkonsum zwar einschränken, aber
nicht völlig darauf verzichten. "Auch der Schock eines
Entzugs kann nachteilig wirken." Besonders eindringlich ist ihr
Appell an die Ärzte: "Sie müssen alle Patienten vor
der Operation eingehend nach ihren Trinkgewohnheiten fragen. Es kann
Leben retten, wenn man auf Komplikationen vorbereitet ist."



WANC 05.02.08

 
 
 
 
 
 
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