Paar
Schnarcher: Gefährden ihre Gesundheit und die Beziehung
> Schnarchen gefährdet Herz und Hirn
Ein gestörter Schlaf – beispielsweise durch
Schnarchen und Aussetzen der Atmung - ist gefährlich für die Herz- und
Hirngefäße: Denn bei Menschen, die unter Schlafapnoe leiden, entstehen
gefährliche Entzündungsprozesse, die den Gefäßwänden zusetzen. Die Folge davon
ist ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Herzrhythmusstörungen.


In Lausanne (Schweiz) findet derzeit der 16. Kongress der
European Neurological Society (ENS) statt. Bei dieser wichtigsten europäischen
Tagung aus dem Bereich der Neurologie werden die aktuellen Trends und
Highlights der neurologischen Forschung und Therapie präsentiert. Ein
Schwerpunkt der Beratungen ist dem Thema Schlafstörungen gewidmet. Kein Wunder:
Schließlich leiden gut ein Viertel aller Erwachsenen, die eine Arztpraxis
aufsuchen, an Insomnien, wie erst kürzlich eine deutsche Studie zeigte.



An Narkolepsie leiden in Europa 30 bis 40 von 100.000
Menschen, viele von ihnen, ohne überhaupt von der weitgehend unbekannten
Erkrankung zu wissen. Exzessive Tagesmüdigkeit ist ein besonders belastendes
Symptom, Betroffene leiden aber auch an Kataplexie - also einem Tonusverlust
der Muskulatur, Lähmungserscheinungen im Schlaf, Halluzinationen oder sie
wachen nachts häufig auf. „Wir kommen jetzt den Ursachen dieser Krankheit
vermehrt auf die Spur", sagt Prof. Dr. Claudio L. Bassetti vom Universitätsspital
Zürich (CH). „Es ist wohl eine Kombination von erblichen und
Umweltfaktoren."



Dass bei Narkoleptikern die Schlaf-Wach-Mechanismen gestört
sind und sie eine viel raschere Abfolge von Wachzustand, leichtem Schlaf und
dem so genannten REM-Schlaf haben als gesunde Menschen, dürfte, wie neue
Erkenntnisse zeigen, unter anderem mit Störungen der Produktion bestimmter
Botenstoffe im Gehirn zu tun haben, berichtet Bassetti: „Wir wissen jetzt, dass
betroffene Patienten etwa einen Mangel an Hypokretin, Dopamin,  oder
Dynorphin aufweisen, wobei möglicherweise eine Autoimmun-Störung mit dahinter
steckt. Das gibt uns die Richtung für mögliche neue Behandlungsmethoden vor,
insbesondere mit immunmodulierenden Substanzen und Stoffen, die auf den
Hypokretin-Stoffwechsel wirken."



Derzeit ist eine ursächliche Therapie nicht möglich,
Betroffene werden mit vor allem mit stimulierenden Medikamenten und 
Medikamenten gegen die Kataplexie behandelt oder planen gezielt tagsüber kurze
Schlafphasen ein.



Wer an Schlaf-Apnoe leidet, sollte das auf keinen Fall auf
die leichte Schulter nehmen. Denn die nächtlichen Atemstillstände erhöhen das
Herz-Kreislaufrisiko und die Sterblichkeit vor allem bei Menschen unter 50
erheblich, wie die Forschungsergebnisse von Prof. Dr. Peretz Lavie vom
Technion-Israel Institut in Haifa (IL) zeigen. Den Grund dafür, dass Apnoe-Patienten öfter
Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Herzrhythmusstörungen erleiden als die
Durchschnittbevölkerung erklärt Lavie so: „Wir konnten zeigen, dass der
Sauerstoffmangel der auslösende Faktor für ein abnormales Verhalten von
Gefäßzellen ist."



Auf der Oberfläche der weißen Blutkörperchen von
Apnoe-Patienten bilden sich ungewöhnliche viele Adhäsionsmoleküle, die zur
Verdickung der Gefäßwände führen. Gleichzeitig werden auch freie Radikale
produziert, die die Innenwände der Gefäße schädigen. Lavie: „Die Folge dieser
Entzündungsprozesse ist Arteriosklerose, also Gefäßverkalkungen. Diese
Erkenntnisse haben wichtige Konsequenzen für die Diagnose und Therapie der
Schlaf-Apnoe."



WANC 02.06.06

 
 
 
 
 
 
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