> Allergiker werden oft nicht ausreichend behandelt

Menschen mit allergischen Erkrankungen leiden unter dramatischen Versorgungslücken. Das jedenfalls monieren Allergologen in Deutschland. Die Ärzte machen auf die gefährlichen Folgen dieser Situation aufmerksam, die vor allem Kinder gefährdet. Die Gründe für die Unterversorgung suchen die Ärzte in einer unzureichenden Ausbildung und auch in der Zersplitterung des Fachgebietes. Aber ansonsten sind die anderen Schuld: die schlechte Honorierung und die Angst, für die Verschreibung von Medikamenten in Haftung genommen zu werden.

Die Erhebungen der Universität Duisburg-Essen besagen, dass jeder 20. Asthmatiker und jeder 14. Heuschnupfen-Patient eine ursächliche Therapie -  die sogenannte Hyposensibilisierung - erhält. Ausgewertet wurden die Daten (Abrechnungsziffern von Ärzten) von 40 Mio. Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen hinsichtlich der Behandlung bei Allergien. Prof. Dr. Ludger Klimek, HNO Gemeinschaftspraxis Wiesbaden, sagt dazu: „Das Ergebnis bestätigt für uns eine dramatische Unterversorgung von Allergikern in Deutschland mit der einzig ursächlich wirksamen Therapie. Das gilt vor allem für die Allergie-Impfung, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO und den nationalen Leitlinien empfohlen wird, um eine Asthmaentwicklung zu verhindern.“

Gefährlich kann das besonders für Kinder werden. Allergische Erkrankungen sind sicher lästig und keinesfalls harmlos, betont Prof. Dr. Carl-Peter Bauer, Ärztlicher Direktor der Fachklinik Gaißach: "Allergien gegen Insektengift oder Nahrungsmittel können lebensbedrohlich sein.“ Leider würden Kinder oft falsch oder untertherapiert, besonders in Notfallsituationen. Die Prävention müsse bereits im frühen Kindesalter beginnen, beispielsweise durch das  Stillen in den ersten vier Lebensmonaten.

Grundsätzlich ist das Risiko für allergische Erkrankungen - allen voran Heuschnupfen,  atopische Ekzeme (Neurodermitis) und Asthma bronchiale - besonders in den westlichen Industriestaaten gestiegen. Mittlerweile ist jeder fünfte Mensch im Laufe seines Lebens mindestens einmal von einer Allergie betroffen. Bei den Jugendlichen trägt fast jeder zweite ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Ein Viertel leiden unter einer allergischen Erkrankung. Dabei nimmt nicht nur die Häufigkeit der Erkrankungen, sondern auch der Schweregrad der Erkrankung zu.

Warum die Versorgungssituation so mangelhaft ist, führt die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI) zum einen auf die fehlende "verbindliche Verankerung der Allergologie im Medizinstudium" zurück. Darüber hinaus gebe es kaum  qualifizierte Weiterbildungsaktivitäten im Bereich der Allergologie, was auf einem Mangel an Rotationsstellen zur allergologischen Weiterbildung und auf fehlende allergologische Professuren in der Spitzenmedizin in Deutschland beruhe.

Aber natürlich ist es das nicht allein: Für die Behandlung allergischer Patienten gebe es kein ausreichendes Honrorar, ist die eine vehement vorgebrachte Beschwerde. Die andere ist, dass man künftig für das Verschreiben von Medikamenten nicht mehr verantwortlich gemacht werden will. Damit sich die Situation in allen Bereichen bessert, wurde das „Aktionsforum Allergologie“ gegründet.

Berliner Ärzteblatt 05.09.2013/ Quelle: 8. Deutscher Allergiekongress

 
 
 
 
 
 
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