Foto: BfN/Thomas Muer
Ambrosia artemisiifolia: agressiver Allergieauslöser (Foto: BfN/Thomas Muer)
> Ambrosia-Allergie: Die Gefahren nehmen zu
Im Südwesten Deutschlands hat jeder
sechste bis zehnte Grundschüler Allergie-Antikörper gegen die
Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) im Blut. Die Pollen dieser
Pflanze gelten als besonders gefährlich. Bereits geringe Mengen können
Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthmaanfälle auslösen.
Die Beifuß-Ambrosie stammt ursprünglich aus Amerika. In den letzten
Jahrzehnten hat sich das "beifußblättrige Traubenkraut", so die genaue
Bezeichnung, in Zentraleuropa ausgebreitet, und auch in Süd- und
Ostdeutschland wird es immer häufiger beobachtet, berichtet das Team um
Dr. Thomas Gabrio vom Landesgesundheitsamt Stuttgart. Die einjährige
Pflanze, die bis zu zwei Meter groß wird, wächst besonders gerne in
Brachgebieten von Straßen- und Wegrändern, in Industriegebieten,
Hafenanlagen, Neubaugebieten und an Waldrändern. In der Blütezeit von August bis September bildet jede Beifuß-Ambrosie
bis zu 6000 Samen aus, die die gefürchteten Allergene enthalten.
Bereits fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft reichen aus, um eine
Allergieattacke auszulösen. Gefährdet sind alle Menschen, die
sogenannte spezifische IgE-Antikörper gegen das Allergen im Blut haben.
Diese erkennen die Allergene der Pollen und veranlassen das Immunsystem
zu einer (überschießenden) allergischen Reaktion. Seit einigen Jahren lässt das Land Baden-Württemberg im Rahmen des
Projekts "Beobachtungsgesundheitsämter" die IgE-Antikörper im Blut von
Grundschülern der vierten Klasse bestimmen. Das Ergebnis: Obwohl sich
die Beifuß-Ambrosie in Baden-Württemberg noch nicht flächendeckend
ausgebreitet hat, hatten 10 bis 17 Prozent der Grundschüler
IgE-Antikörper, die Allergene von Ambrosia artemisiifolia erkennen. Ob die Kinder bereits Kontakt zu der Allergiepflanze hatten, ist damit
allerdings noch nicht belegt. Denn die verwendeten Tests lassen ein
zweifelsfreie Zuordnung nicht zu. Gabrio vermutet, dass die Bildung der
Antikörper durch andere Pflanzen aus der Familie der Korbblütler
angestoßen wurde – medizinisch: Kreuzreaktivität. Die Liste der mit der
Beifuß-Ambrosie verwandten heimischen Pflanzen ist lang: Kamille,
Sonnenblume und Goldrute gehören dazu. Die wichtigste Kreuzreaktivität
ist aber diejenige mit dem echten Beifuß (Artemisia vulgaris), vermutet
Gabrio. Auch wenn andere Pollen die Allergiebereitschaft ausgelöst haben, sind
die "sensibilisierten" Grundschüler doch gefährdet, nach einem ersten
Kontakt mit Ambrosia artemisiifolia an Heuschnupfen oder Asthma zu
erkranken. Wie viele Menschen in Deutschland in den nächsten Jahren
erkranken werden, lässt sich kaum schötzen. In Nordamerika gibt es nach
Angabe von Gabrio bereits 15 Millionen Betroffene. Als vorbeugende Maßnahme rät der Experte dazu, alle Ambrosia-Pflanzen
zu entfernen. In Bayern gibt es bereits  das “Aktionsprogramm
Ambrosiabekämpfung“. Demnach soll die Bekämpfung größerer Bestände
sollte nach Bestätigung und Beratung durch die Kreisverwaltungsbehörden
erfolgen. Einzelpflanzen können vor der Blüte mit der Wurzel aus dem Boden
gezogen werden, wobei man zum Eigenschutz lange dichte Handschuhe
tragen sollte. Bei größeren Beständen müssten die Pflanzen mehrfach
tief abgemäht werden. Gabrio warnt allerdings: Menschen, die zu
Allergien neigen, oder bereits an Asthma, Heuschnupfen oder
Neurodermitis leiden, sollten sich auf keinen Fall an den
Bekämpfungsaktionen beteiligen. WANC 17.07.09/ Quelle: M. W. J. Boehme et al.: Sensibilisierung gegen
Ambrosiapollen – Eine Ursache für allergische Atemwegserkrankungen in
Deutschland? DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (28/29):
S. 1457-1463
 
 
 
 
 
 
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