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Die in Kakao enthaltenen Pflanzenwirkstoffe - Flavanole - können den Blutdruck senken, aber nur in beschränktem Umfang (Foto von Tamas Pap auf Unsplash)
> Schokolade senkt Blutdruck: Aber nur ein wenig

Dass Schokolade - insbesondere Bitter-Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil - den Blutdruck senkt, die Gefäße schont und das Herz stärkt, wird immer wieder gemeldet. Auch von der Medizinauskunft. Doch wie groß der Nutzen wirklich ist, das bleibt umstritten. Jetzt hat die Cochrane Collaboration, das ist eine internationale gemeinnützige Organisation, die unabhängige medizinische Informationen bereit stellt, eine große Untersuchung zu dem Thema durchgeführt. Das Ergebnis: Ja, Kakao kann den Blutdruck senken. Aber: Der Effekt ist nicht besonders groß.

Frage: Was macht die gesundheitsfördernde Wirkung der Schokolade aus? Antwort: Der in ihr enthaltene Kakao oder besser, die im Kakao enthaltenen Pflanzenwirkstoffe - die Flavanole. Je mehr Kakao in der Schokolade enthalten ist, am höchsten ist der Anteil in der Bitterschokolade, desto mehr Flavanole sind auch darin und desto höher ist auch die positive Beeinflussung der Gesundheit.  Allerdings: Durch die industrielle Bearbeitung des Kakaos sinkt der Anteil der Pflanzenwirkstoffe auf 2 bis 18 Prozent der frischen Kakaobohnen.

In verschiedenen Studien wurde ermittelt, dass 7,5 Gramm Schokolade am Tag das Risiko für einen Herzinfarkt im Vergleich zur Gruppe mit geringem Schokoladenkonsum um 27 Prozent und das Risiko von Schlaganfällen um 48 Prozent verminderte. Das war insbesondere auf eine Reduzierung des Blutdruckes zurück zu führen.

Die Cochrane Collaboration hat den blutdrucksenkenden Effekt nun genauer unter die Lupe genommen. Bei den 856 gesunden Patienten sank durch den Genuss von Kakao der Blutdruck im Durchschnitt systolisch um 2,8 mm Hg und diastolisch um 2,2 mm Hg. Die Wissenschaftler bewerten das als "gering aber statistisch signifikant". Das heißt: der geringe Nutzen tritt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein, Zufall oder Irrtum sind ziemlich ausgeschlossen.

Die Studie hat aber auch heraus gefunden, dass die Blutdrucksenkung nur für einen ziemlich kurzen Zeitraum von zwei bis acht Wochen untersucht wurde. Wie das bei einem längeren Konsum von Schokolade gestaltet, ist nicht geprüft worden. Schon deshalb betonen die Wissenschaftler, dass der Effekt auf eine mögliche Verminderung von Herzinfarkten oder Schlaganfällen gar nicht belegt sei und auch nicht abgeschätzt werden könne. Selbst bei der Schkoladendosis, die eventuell den Blutdruck senkt, wagen sie keine Aussage. Denn in den Untersuchungen schwankte die tägliche Menge zwischen 3,6 und 105 Gramm pro Tag, in den meisten Fällen zwischen 500 und 750 mg.

Fazit: Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil kann zwar den Blutdruck senken. Als Ersatz für eine medikamentöse Therapie kann sie aber nicht dienen. Außerdem: Weil in den meisten Schokoladen ein hoher Anteil von Zucker enthalten ist, darf eine Zunahme des Körpergewichtes nicht außer Acht gelassen werden.

Berliner Ärzteblatt 16.08.2012, Quelle: The Cochrane Library, DOI: 10.1002/14651858.CD008893.pub2

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