> Schlaganfall: Kombination von Wirkstoffen bringt bei der Therapie keine Vorteile
Nach einem Schlaganfall ist die Kombination der beiden gerinnungshemmenden Wirkstoffe Dipyridamol und Acetylsalicylsäure (ASS) einer alleinigen Gabe von ASS oder Clopidogrel nicht überlegen. Das besagt der Abschlussbericht des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Die Kombination biete Patientinnen/en keine Vorteile etwa in Form von weniger Folgekomplikationen oder einer geringeren Rate von erneuten Schlaganfällen. Es gebe aber Belege für einen höheren Schaden, denn insbesondere schwere Blutungen treten unter Dipyridamol plus ASS häufiger auf.
 
Bei einem Schlaganfall werden Teile des Gehirns plötzlich nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Ursache ist in den meisten Fällen eine Gefäßverkalkung oder ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel (ischämischer Schlaganfall). Bei Patientinnen/en, die einen Schlaganfall überlebt haben, treten häufig weitere Schlaganfälle auf. Zudem tragen sie ein hohes Risiko für andere Herz-Kreislauf-Komplikationen wie etwa Herzinfarkte. Deshalb kommt der gezielten Vorbeugung gegen Folgeerkrankungen eine wichtige Rolle zu.

Eine Prävention sollen Medikamente leisten, die die Gerinnung des Blutes hemmen, die sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer (Thrombozyt = Blutplättchen; Aggregation = Zusammenkleben, sich verbinden). Weil das Blut besser fließt, können sich Blutplättchen nicht in Blutgefäßen festsetzen und sich zu Blutgerinnseln verklumpen, die dann ein Gefäß verstopfen.

Zu den Thrombozytenaggregationshemmern zählen die Wirkstoffe Acetylsalicylsäure (ASS), Clopidogrel und Dipyridamol (Handelsname Aggrenox ®). Kombinationen aus diesen Wirkstoffen werden entwickelt, weil das mehr nutzen könnte als eine Substanz alleine. Kombiniert werden bei der Behandlung des Schlaganfalls die Wirkstoffe Dipyridamol und ASS. Dagegen werden die Wirkstoffe Clopidogrel und ASS als Einzelpräparate verschrieben. In einem  früheren Bericht hatte das IQWiG bereits festgestellt, dass Clopidogrel im Vergleich mit ASS nach einen Schlaganfall nicht besser hilft. 

Jetzt hat es die Behandlung des ischämischen Schlaganfalls mit der Kombination aus Dipyridamol und ASS mit der mit Clopidogrel oder ASS verglichen. Das IQWiG kommt zu dem Ergebnis, dass im Vergleich mit den Einzelwirkstoffen ASS oder Clopidogrel die Kombination aus  Dipyridamol plus ASS nicht besser wirkt. Sie verhindere weder die Sterblichkeit noch weitere Schlaganfälle oder andere gefäßbedingte Akut-Erkrankungen (z.B. Herzinfarkt) effektiver. Allerdings ermittelte das Institut, dass in der Langzeittherapie mit der Kombination erneute, nicht tödliche Schlaganfälle seltener auftraten.

Obwohl sich bei anderen gravierenden Nebenwirkungen keine Unterschiede zeigten, wurden bei der Therapie mit der Kombination häufiger schwerwiegende Blutungen festgestellt. Das IQWIG sagt deshalb, dass die Kombination letztlich nicht besser sei, als die verglichenen einzelnen Medikamente.

Anmerkung: Diese Bewertung scheint aber nicht immer zu stimmen. Eine Kombination Clopidogrel und ASS wird bei der Behandlung und Prävention des Herzinfarktes eingesetzt. Die Kombination dieser beiden Wirkstoffe kann das Herzinfarktrisiko spürbar senken. Wenn auch auf Kosten eines erhöhten Risikos für Blutungen. Die Kombination Clopidogrel und ASS darf bei Schlaganfällen nicht verschrieben werden, weil dort der Schaden den Nutzen eindeutig übersteigt.

Berliner Ärzteblatt  12.04.2011/ Quelle: IQWIG
 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS