Bei der HBO wird Sauerstoff unter einem erhöhten Umgebungsdruck vom Patienten in einer Druckkammer eingeatmet (Foto: James Heilman, MD / wikipedia)
Bei der HBO wird Sauerstoff unter einem erhöhten Umgebungsdruck vom Patienten in einer Druckkammer eingeatmet (Foto: James Heilman, MD / wikipedia)
> Sauerstoff hilft, das Gehirn zu reparieren
Schlaganfall, traumatische Ereignisse und Stoffwechselstörungen können dem Gehirn großen Schaden zufügen. Und das kann ständige gesundheitliche Beeinträchtigungen wie motorische und psychische Störungen sowie Einschränkungen der Gedächtnisleistung hervorrufen. Bisherige Rehabilitätionsmaßnahmen mangelt es oft am durchschlagenden Erfolg. Doch eine neue Therapie, die auf Sauerstoff setzt, scheint Schäden heilen zu können.

Die Behandlungsmethode nennt sich Hyperbaric Oxygen Therapy (zu deutsch: hyperbare Oxygenierung - HBO). Dabei geht es um Sauerstoff, der unter erhöhtem Druck in einer Druckkammer vom Patienten eingeatmet wird. Dr. Shai Efrati von der medizinischen Universität Tel Aviv hat 74 Schlaganfall-Patienten im Alter von 18 Jahren und älter behandelt, die 6 bis 36 Monate vor Beginn der Behandlung einen Schlaganfall erlitten hatten. Die Hälfte dieser Patienten wurde einer hyperbaren Oxygenierungstherapie vom Beginn der Studie unterzogen. Die zweite wurde zwei Monate lang nicht behandelt und erhielt anschließend 40 HBO-Sitzungen im Zeitraum von zwei Monaten: also pro Woche fünf Behandlungen. Jede dauerte 90 Minuten. Es wurden 100% Sauerstoff bei einem Druck von ca. 2 bar verabreicht.

In beiden Gruppen führte die Behandlung zu einer Verbesserung der Gehirnfunktionen. Die Wissenschaftler ermittelten, dass die Aktivität der Neuronen - das sind die Nervenzellen des Gehirns - erheblich zu nahm. Diese Fortschritte konnten sogar bei Patienten erzielt werden, deren Schlaganfall schon einige Zeit zurück lag. So wurden Lähmungserscheinungen vermindert,  die Sinneswahrnehmung erhöht und die Sprach- und und Sprechfähigkeiten verbessert. Insgesamt erhöhte sich die Lebensqualität enorm, weil die Patienten ihre Unabhängigkeit zurück gewannen und tägliche Aufgaben wir Baden, Kochen, Treppensteigen und Lesen wieder alleine ausüben konnten.

Warum die HBO solch einen Erfolg hat, erklärt Efrati damit, dass das Gehirn normalerweise etwa 20% des vom Körper aufgenommen Sauerstoffs für das Gehirn verbraucht. Das reicht aber gerade, um etwa 5 bis 10% der Neuronen aktiv zu halten. Für eine Regenerierung und Wiedererholung benötige das Gehirn aber viel mehr Energie. Die HBO erhöht den Sauerstoffgehalt im Blut um das Zehnfache. Und das ermögliche es Verbindungen zwischen den Nervenzellen wieder aufzubauen und inaktive Neuronen zu heilen.

Berliner Ärzteblatt 25.01.2013/ Quelle: PLoS ONE

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