Bewegung ist ein wichtiges Therapiekonzept bei und gegen Herzinfarkt (Foto: TK)
Bewegung ist ein wichtiges Therapiekonzept bei und gegen Herzinfarkt (Foto: TK)
> Herzinfarkt: Die ersten Anzeichen richtig deuten
Viele Menschen werden von einem Herzinfarkt überrascht. Und tatsächlich können Veränderungen an den Herzkranzgefäßen Jahrzehnte vor sich hin schlummern, ohne dass etwas Schlimmes passiert. Doch es gibt Warnzeichen, auf die man achten kann und sollte, um den Supergau zu vermeiden. Im übrigen: Wer einen Herzinfarkt verhindern will, der muss sich bewegen. Ärzte sagen, dass Bewegung ein wichtiges Therapiekonzept darstellt.

Nein, ein Herzinfarkt passiert in der Regel nicht aus heiterem Himmel, also völlig überraschend, sondern dem Infarkt geht die koronare Herzkrankheit (KHK) voraus. Dabei verengen sich die  Herzkranzgefäße in einem langen schleichenden Prozess, so dass die Durchblutung des Herzens behindert wird. Dieses Prozess bringt sein Beschwerden und Warnzeichen mit sich, die sich durchaus frühzeitig erkennen lassen - wenn man weiß, worauf man achten muss.

Ein Warnzeichen ist die Enge in der Brust (Angina pectoris): In den Gefäßwanden der Herzkranzgefäße lagern sich kleine Teile (Plaques) ab, die von einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) stammen. Sie beeinträchtigen den Blutstrom in den Herzkranzgefäßen, schon bevor sich die Angina pectoris wirklich bemerkbar macht. Typisch sind ein Druck-, Engegefühl oder Schmerzen in der Brust, die mit Atemnot einhergehen können. Atemnot, das zweite wichtige Warnzeichen, kann auch allein auftreten. Ausgelöst werden diese Beschwerden werden durch körperliche, z.B. Treppensteigen, schnelles Gehen, Getränkekisten tragen oder seelische Belastung, z.B. Aufregung, Stress. Das dritte Warnzeichen ist Schmerz in Folge der Atemnot, der in die Schulter, in den Kieferbereich oder in den Oberbauch ausstrahlt. Meist verschwindet er aber gleich wieder, so bald die Belastung  aufhört.

Nicht jeder, denkt bei solchen Beschwerden an ein Herzproblem. Und nicht jeder, der daran  denkt, gesteht sich auch ein, herzkrank zu sein, weiß Prof. Dr. med. Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München. Vor allem gehen viele nicht zum Arzt. Dabei ist Gefahr im Verzug. Denn Angina-pectoris-Beschwerden bedeutet, dass das Herz nicht mehr genug Sauerstoff erhält. Erfolgen keine Gegenmaßnahmen, werden die Plaques, die die Gefäße verengen, immer größer. Und dann kommt der Notfall: Weil ein Plaque aufreißt, bildet sich ein Blutgerinnsel bildet, das verschließt das Gefäß und der Herzinfarkt ist da.

Schunkert zählt die Risiken für eine KHK auf: Alter, erbliche Belastung sowie Geschlecht aber vor allem falsche Ernährung, Übergewicht, Mangel an Bewegung, Rauchen und Stress. Daraus entwickeln sich Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung (erhöhtes Cholesterin) und Diabetes. Der Herzspezialist sagt, dass Basis einer jeden Therapie die Umstellung auf einen gesunden Lebensstil ist, auch wenn ein Behandlung mit Medikamenten, einer Stentbehandlung oder durch eine Bypassoperation erfolge.

Dabei kommt nach neuesten Erkenntnissen der Erhöhung der körperlichen Aktivität ein besonderer Stellenwert zu. Denn Kardiologen und Internisten betonen, dass Bewegungsmangel ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung und das Fortschreiten einer koronaren Herzkrankheit (KHK) ist. Ausdaueraktivitäten wie flottes Gehen, Radfahren, Walken, Joggen, Schwimmen wirken sich grundsätzlich günstig auf das Herz aus und können das Auftreten einer KHK hinauszögern oder verhindern. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt ein Training von mindestens 30 Minuten, 4- bis 5-mal pro Woche. Das erhöhe die Leistungsfähigkeit, verbessere die Lebenserwartung und schütze das Herz. Denn sportliche Betätigung führe zu einer besseren Durchblutung der Herzmuskel und beeinflusse die Risikofaktoren Übergewicht, hohe Blutfett- und Blutdruckwerte günstig.

Allerdings seien diese Effekte durch Krafttraining nicht zu erreichen, Krafttraining könne aber ergänzend eingesetzt werden. Denn Kraft und Flexibilität einzelner Muskelgruppen würden verbessert. Auch habe Bewegungstherapie mit langsamen Dehnungen (z. B. Tai-Chi, Gymnastik, Yoga) – so günstig sie für die Entspannung bei Stress sei – nicht die Effekte regelmäßiger Ausdauerbewegung, weil große Muskelgruppen aktiviert werden müssten, um günstige Auswirkungen auf die KHK zu haben. Die Stiftung warnt: Die Trainingsintensität muss bei Herzpatienten immer vom Arzt individuell ermittelt und dosiert werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen und Komplikationen zu vermeiden.

Berliner Ärzteblatt 29.10.2012/ Quelle: Deutsche Herzstiftung

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