> Hoher Blutdruck erhöht Risiko für Demenz

Dass ein hoher Blutdruck mit dem Auftreten leichter kognitiver Störungen (mild cognitive impairment - MCI) und des kombinierten Risikos für MCI und Demenz zu tun hat, belegen neue Forschungsergebnisse. Die Studie liefert Daten dafür, dass sich das MCI- und Demenzrisiko durch eine Blutdrucksenkung reduzieren lässt.

Für die Studie wurden 9.361 ältere Erwachsene mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko, aber ohne Diagnose von Diabetes, Demenz oder erfahrenem Schlaganfall rekrutiert, Durchschnittsalter 67,9 Jahre, Frauenanteil 35,6 %. Bei 8.626 (92,1 %) wurde mindestens eine Nachuntersuchung der geistigen Leistungsfähigkeit durchgeführt.

Zur Behandlung des hohen Blutdrucks (Hypertonie) wurden zwei unterschiedliche Strategien eingesetzt: eine intensive mit einem Zielwert für den systolischen Blutdruck von unter 120 mmHg und eine sogenannte Regelversorgung mit einem Zielwert für den systolischen Blutdruck von unter 140 mmHg. Verordnet wurden alle wichtigen Klassen von Blutdruck senkenden Medikamenten, darunter  Thiaziddiuretika (empfohlen als Erstlinienbehandlung), Schleifendiuretika (für Teilnehmer mit fortgeschrittener chronischer Niereninsuffizienz) und beta-adrenerge Blocker (für Teilnehmer mit koronarer Herzerkrankung). Nach einem Jahr lag der mittlere systolische Blutdruck in der intensiven Behandlungsgruppe bei 121,4 mmHg und in der regulären Behandlungsgruppe bei 136,2 mmHg.

In der intensiven Blutdruck-Behandlungsgruppe fanden die Ärzte eine um 19 Prozent niedrigere Quote neuer Fälle leichter kognitiver Störungen. Bei den Fällen mit MCI plus wahrscheinlicher gesamter Demenz gab es bei der intensiven im Vergleich mit der regulären Behandlungsgruppe ein um 15 Prozent Risiko.

Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei 38,3 % (1793) der Patienten in der intensiven Behandlungsgruppe und bei 37,1 % (1736) der Patienten in der regulären Behandlungsgruppe auf. In der intensiven Behandlungsgruppe war die Häufigkeit schwerwiegender unerwünschter Ereignisse (Hypotonie, Synkopen, abnormale Elektrolytenwerte sowie akutes Nierenversagen) höher als in der regulären Behandlungsgruppe (Stürze mit Verletzungen oder Bradykardie sind hiervon ausgenommen). Eine bei einem Kliniktermin beurteilte orthostatische Hypertonie war in der intensiven Behandlungsgruppe deutlich seltener. Bei insgesamt 220 Teilnehmern in der intensiven Behandlungsgruppe (4,7 %) und 118 Teilnehmern in der regulären Behandlungsgruppe (2,5 %) traten schwerwiegende unerwünschte Ereignisse auf, bei denen die Ärzte davon ausgehen, dass sie möglicherweise oder definitiv mit der Intervention in Zusammenhang stehen.

Bei 673 Teilnehmern der Studie wurde eine MRT(Magnetresonanztomografie)-Untersuchung des Gehirns durchgeführt. Dabei wurden die Veränderungen des Gesamtvolumens von Beschädigungen der weißen Hirnsubstanz (White Matter Lesions, WML) und des Gesamthirnvolumens (Total Brain Volume, TBV) erfaßt. Das WML-Volumen erhöhte sich in beiden Behandlungsgruppen; in der intensiven Behandlungsgruppe aber deutlich weniger stark. Bei der Änderung des Gesamthirnvolumens unterschieden sich die beiden Gruppen kaum voneinander.  

Läsionen der weißen Hirnsubstanz lassen häufig auf eine Erkrankung der kleinen Blutgefäße schließen und bedingen oft ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall, Demenz und Mortalität. Beschädigungen der weißen Hirnsubstanz werden mit einem erhöhten Risiko für vaskuläre Demenz in Verbindung gebracht; es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sie auch einen Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit darstellen. Es kann vorkommen, dass bei Demenz-Patienten gleichzeitig eine Alzheimer-Krankheit und Läsionen der weißen Hirnsubstanz vorliegen. Forschungsergebnisse haben ergeben, dass Menschen, bei denen mehr als eine krankheitsbedingte Veränderung des Gehirns vorliegt, an stärkeren kognitiven Funktionsstörungen leiden.

Erklärungen der Alzheimer's Association:
Leichte kognitive Störung (MCI) - MCI verursacht einen leichten, aber merklichen und messbaren kognitiven Abbau, einschließlich Gedächtnis- und Denkleistung. Diese Veränderungen sind aber nicht so gravierend, dass sie den Alltag oder die unabhängige Lebensweise beeinträchtigen. Eine Person mit MCI hat ein erhöhtes Risiko, an Alzheimer oder einer anderen Form der Demenz zu erkranken. MCI führt aber nicht zwangsläufig zu Demenz. Bei manchen Menschen bleibt die MCI stabil oder löst sich von alleine auf.

Demenz - Eine allgemeine Bezeichnung für Gedächtnisverlust und sonstigen kognitiven Abbau, der so schwer ist, dass er das tägliche Leben beeinträchtigt. Demenz beschreibt keine spezifische Erkrankung, sondern eine Gruppe von Symptomen. Der Anteil der Alzheimer-Krankheit an der Demenzpopulation liegt bei 60 bis 80 Prozent. Die vaskuläre Demenz nach einem Schlaganfall ist die zweithäufigste Form der Demenz. Zahlreiche andere Gesundheitsprobleme können Demenzsymptome verursachen, auch solche, die reversibel sind, beispielsweise Störungen der Schilddrüsenfunktion und Vitaminmangel.

Alzheimer-Krankheit und Alzheimer-Demenz - Alzheimer ist eine Form der Demenz, die Störungen der Gedächtnis- und Denkleistung und Verhaltensprobleme verursacht. Die Symptome entwickeln sich langsam und verschlimmern sich mit der Zeit derart, dass sie die Aktivitäten des täglichen Lebens beeinträchtigen. Plaques und Fibrillen, zwei abnormale Strukturen, werden mit der Beschädigung und Abtötung von Nervenzellen bei Alzheimer-Patienten in Verbindung gebracht. Plaques sind Ablagerungen von Beta-Amyloid, das Fragment eines Proteins, das sich in den Zwischenräumen der Nervenzellen ansammelt. Fibrillen sind gedrehte Fasern des intrazellulären Tau-Proteins. Die Zerstörung und das Absterben der Nervenzellen sind die Ursache für den Gedächtnisverlust, die Persönlichkeitsstörungen, die Probleme bei Aktivitäten des täglichen Lebens und andere Symptome der Alzheimer-Demenz.

26.7.2018 cs / Quelle: The Alzheimer’s Association International Conference (AAIC)

 
 
 
 
 
 
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