Wenn Angst das Herz krank macht

Es gibt ängstliche Menschen, die sorgen sich vor allem darum, dass sie krank sind oder ernsthaft krank werden könnten. Allein diese Angst vor einer Krankheit kann sie krank machen. Norwegische Mediziner haben jetzt erforscht, dass schon die Furcht vor einer Erkrankung zu einem   erhöhten Herzrisiko führen kann. 


Das Auftreten einer koronaren Herzerkrankung (KHK, auch ischämische Herzkrankheit - IHK) hat viel mit den Lebensgewohnheiten zu tun. Meist führen dabei ungesunde Ernährung und wenig Bewegung zu einer Erkrankung der Herzkranzgefäße. Diese entsteht, weil sich an den Gefäßwänden Ablagerungen (Arteriosklerose) bilden, die die Durchblutung der Herzmuskulatur so stark behindern, dass es zu einer verminderten Sauerstoffversorgung des Herzens kommt. Das kann in der Folge zu Brustenge, Herzrhythumsstörungen, Herzinsuffzienz und sogar Herzinfarkt führen.


Unabhängig von derartigen Faktoren zeigen Studien an, dass auch Ängstlichkeit ganz allgemein das Risiko für KHK erhöht. In einer Untersuchung in Norwegen wollte man nur heraus finden, ob eine spezielle Form der Ängstlichkeit, nämlich die Angst vor einer Erkrankung, vergleichbare Folgen hat. Menschen, die extreme Angst vor einer möglichen Erkrankung haben, werden im Englischen "the worried well" genannt, in Deutsch könnte man das vorsichtig mit Hypochonder übersetzen. 


Untersucht wurden 7052 Menschen, die in den Jahren 1953 bis 1957 geboren worden waren. Diese Personen wurdeneiner Befragung und einem Gesundheits-Check unterzogen, und zwar in den Jahren 1997 und 1999. Außerdem wurden Daten von Krankenhausaufenthalten im Jahr 2009 ausgewertet. In der Befragung wurde anhand von 14 Positionen die Erkrankungsangst fest gestellt. Menschen mit einer Punktzahl von 31 oder mehr (Angstindex) gelten als besonders ängstlich, eine Krankheit zu bekommen. Der Anteil der Betroffenen betrug etwa 10% aller Studienteilnehmer.


Insgesamt erlitten 234, das sind 3,3%, aller Teilnehmer einen Herzvorfall, ob nun eine Herzattacke oder eine akute Angina pectoris. Bei denjenigen, die als ängstlich eingestuft worden waren, lag das vorkommen einer Herzerkrankung bei über 6%. Die Mediziner errechneten, dass ängstliche Menschen um 73% häufiger Herzprobleme entwickelten als nichtängstliche. Und: Je höher die kritische Punktzahl auf dem Angstindex, desto höher war die Gefahr, eine KHK zu bekommen. 


Für die Mediziner bedeuten diese Ergebnisse: Erkrankungsangst muss diagnostiziert und behandelt werden. 


02.11.2016/ Quelle: BMJOpen





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/herz_kreislauf/angst-khk-02-11-16.php
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