Selbst geringe Mengen Alkohol verkürzen das Leben

Ob Alkohol in geringen Mengen getrunken nun unserer Gesundheit schadet oder sogar nutzt, darüber reichen die Meinungen oft weit auseinander. So heißt es: „Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren.“ Es gibt genügend Studien, die bestätigen, dass ein Glas Rotwein am Tag der Gesundheit zuträglich ist. Eine neue Datenauswertung gibt jetzt eine enge Grenze an, bis zu der Alkohol nicht schadet. Ausnahme: Das Risiko für einen Herzinfarkt sinkt durch Alkohol.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat den tolerierbaren Alkoholkonsum festgelegt: Bei Männern sind das 140 Gramm und für Frauen 70 Gramm Alkohol in der Woche. Tatsächlich trinken wir alle im Durchschnitt 10,7 Liter reinen Alkohol im Jahr, was 134 Liter alkoholische Getränke oder einem Wochenkonsum von 165 Gramm entspricht. Also eher zu viel als zu wenig.

Eine große Gruppe von Wissenschaftler aus der ganzen Welt - u.a. aus Europa, den USA und Neuseeland - haben nun die Daten von 83 Studien aus 19 als wohlhabend eingestuften Ländern mit insgesamt 599.912 Alkoholtrinkern und 186.875 Nichttrinkern ausgewertet. Dabei wurde der Alkoholkonsum in acht Gruppen nach den verbrauchten Gramm Alkohol pro Woche eingestuft: 0 bis 25, bis 50, bis 75, bis 100, bis 150, bis 250, bis 350 und über 350 Gramm Alkohol in der Woche. Etwa die Hälfte der Frauen und Männer gaben an, wöchentlich mehr als 100 Gramm Alkohol zu trinken. 8,4% tranken mehr als 350 Gramm.

Während der Studie starben 40.310 Menschen. Bei 39.018 waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen - darunter 12.090 Schlaganfälle und 14.539 Herzinfarkte - der Grund für das Ableben.

Es zeigte sich, dass das Sterberisiko deutlich mit dem Alkoholkonsum zusammen hing und am geringsten bei denjenigen war, die weniger als 100 Gramm Alkohol pro Woche tranken. Bei einem 40-Jährigen bedeutete das im Vergleich zu einem ebenfalls 40-Jährigen, der weniger als 100 Gramm Alkohol in der Woche trank: bei 100 bis 200 Gramm Alkohol in der Woche eine etwa sechs Monate verkürzte Lebenserwartung, bei 200 bis 350 Gramm etwa ein bis zwei Jahre und bei mehr als 350 Gramm zwischen vier und fünf Jahren.

Pro 100 Gramm mehr Alkoholkonsum in der Woche stieg die Gefahr für einen Schlaganfall um 14%, für eine Herzerkrankung - ausgenommen Herzinfarkt - um 6%, für Herzversagen um 9%, für Bluthochdruck um 24% und für ein Aneurysma - Arterienerweiterung, die zu tödlichen Blutungen führen kann - um 15%.

In Bezug auf einen Herzinfarkt scheint Alkohol aber tatsächlich der Gesundheit zu nutzen. Alkoholgenuss bedeutete eine Verminderung der Gefahr für einen Herzinfarkt um im Durchschnitt 6%. Ein höherer Alkoholkonsum war sogar gleichbedeutend mit einem - wenn auch nur marginal - geringer werdenden Herzinfarktsrisiko.

Alle Ergebnisse galten gleichermaßen für Frauen und Männer.  Mit zunehmenden Alter der Studienteilnehmer schwanden die Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und Erkrankungsrisiko aber.

4.5.2018 cs / Quelle: Lancet





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/herz_kreislauf/alkoholkonsum-4-5-2018.php
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