Höhere Blutdrucksenkung schützt mehr vor Schlaganfall. Meist.

US-amerikanische Mediziner empfehlen eine intensivere Senkung des Blutdruckes auf unter 120 mmHg. Die deutsche Hochdruckliga sieht dagegen einen Blutdruck unter 140 mmHg als erstrebenswert an, um Bluthochdruckpatienten vor Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche und Herz-Kreislauf-Tod zu schützen. Eine neue Datenanalyse verschiedener Studien hat nun ergeben, dass grundsätzlich eine stärkere Senkung des Blutdruckes das Risiko für einen Schlaganfall reduziert. Aber diese Folge tritt nicht bei jedem Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen ein.


Ausgewertet wurden die Daten von 40.710 Patienten aus zehn klinischen Studien, die bereits einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA, Mini-Schlaganfall) erlitten hatten. 40.710 Im Vergleich lag das Risiko für einen wiederkehrenden Schlaganfall in der Gruppe der intensiv mit der weniger intensiv gegen Bluthochdruck Behandelten bei 8,4% im Vergleich zu 10,1%. Nach Ansicht der Mediziner ein „signifikanter" Unterschied.


Bluthochdruck zu senken, kann Leben retten
Verglichen wurde im übrigen die Therapie mit einem Bluthochdruckmittel mit der Gabe eines Placebo (Scheinmedikament) bzw. die Behandlung mit dem Ziel einer starken Blutdrucksenkung versus einer niedrigen Blutdrucksenkung. Bei der aktiven Behandlung mit einem wirksamen Blutdruckmedikament sank im Durchschnitt der systolische Blutdruck um 6,7 mmHg und der diastolische Blutdruck um 2,8 mmHg, verglichen mit den anderen Therapiegruppen. Der durchschnittliche Ausgangsblutdruck lag bei 146/85 mmHg. Grundsätzlich führte eine intensive Blutdrucksenkungs-Therapie zu einer Verminderung des Risiko für einen Schlaganfall, schwere kardiovaskuläre Vorfälle und den Herztod. Und zwar unabhängig von der Ausgangshöhe des Blutdruckes, selbst wenn dieser eher am unteren Ende der Bluthochdruckwerte angesiedelt war.


Intensive Behandlung bringt nicht immer Vorteile
Es stellte sich aber auch heraus, dass die intensive Behandlung des Blutdrucks mit dem Ziel von unter 120 mmHg im Vergleich mit unter 140 mmHg zu einer höheren Durchblutung des Gehirns bei Patienten mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung führte. Das widerlege die Behandlungsempfehlungen, den Blutdruck stark zu senken. Außerdem ergab die Datenanalyse, dass von einer intensiven Blutdrucksenkung vor allem Patienten drei bis fünf Jahre nach einem Schlaganfall profitieren. Innerhalb der ersten sechs Monate nach einem Schlaganfall brachte die intensive Blutdrucksenkung aber kaum Vorteile.


Auch beim Herzinfarktrisiko zeigte eine intensivere Blutdrucksenkung nicht das erhoffte Ergebnis. Zwischen einer intensive und einer wenig intensiven Bluthochdruckbehandlung gab es kaum Unterschiede in der Reduzierung des Risikos. Ähnlich sah es beim Herzversagen aus: mehr Blutdrucksenkung brachte nicht weniger Herzinfarktfälle. Ebenso waren die Ergebnisse bei der allgemeinen Sterblichkeitsrate, auf die eine intensive Bluthochdurcksenkung keine messbare Auswirkung im Vergleich mit einer wenig intensiven Behandlung hatte.


Quelle: JAMA Neurology
15.5.2023





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/herz_kreislauf/Blutdrucksenkung-15-5-2023.php
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