Foto: DAK/Schläger
Der sogenannte Knöchel-Arm-Index - also das Messen des Blutdrucks an Arm und Bein - deckt Durchblutungsstörungen der Beine eher auf (Foto: DAK/Schläger)
> Blutdruck messen an Arm und Bein: Durchblutungsstörungen besser erkennen
Der Blutdruck soll zukünftig an Arm
und Bein gemessen werden, fordert die Gesellschaft für Innere Medizin.
Denn durch den sogenannten Knöchel-Arm-Index komme man
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie der peripheren arteriellen
Verschlusskrankheit (PAVK) viel eher auf die Spur. Verhindern ließen
sich dadurch viele Herzinfarkte oder Schlaganfälle.
  Eine bestehende periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) der
Beine lässt sich Durch den einfachen rechnerischen Vergleich des
Blutdrucks an Arm und Bein erkennen. Bei dem Test misst der Arzt
zunächst den Blutdruck an der Wade, knapp oberhalb des Fußgelenks.
Diesen „Knöchel-Wert“ teilt er durch den Blutdruck des Arms. Das
Ergebnis ist der Knöchel-Arm-Index, der sogenannte ‚Ankle Brachial
Index’ (ABI). Liegt der ABI unter 0,9, spricht dies für eine
Durchblutungsstörung der Beine. Diese bleibt sonst oft lange unbemerkt.
Dabei sind selbst beschwerdefreie PAVK-Patienten hochgradig gefährdet,
innerhalb weniger Jahre einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu
erleiden. Erst in späten Stadien empfinden die Betroffenen Schmerzen in den
Waden. Ärzte nennen diese Krankheit auch Claudicatio intermittens
–  „unterbrochenes Hinken“. Denn die Erkrankten spüren schon nach
wenigen Schritten Schmerzen in den Beinen, die sie zu regelmäßigen
Pausen zwingen – daher heißt sie umgangssprachlich auch
„Schaufensterkrankheit“.   Der Knöchel-Arm-Index ist kein neuer Test. „In der Praxis wird er
jedoch viel zu selten durchgeführt“, beklagt Prof. Dr. Curt Diehm vom
Klinikum Karlsbad-Langensteinbach. Im Rahmen der ‚getABI-Studie’
(German epidemiological trial on Ankle Brachial Index) haben der
Gefäßspezialist und weitere Forscher die Vorteile des Tests belegt. Die
Mediziner nutzten dafür die Daten von 344 Arztpraxen, die im Oktober
2001 bei insgesamt 6880 Patienten im Alter über 65 Jahren den
Knöchel-Arm-Index bestimmt hatten. Jeder fünfte untersuchte Senior hatte, oft ohne es zu wissen, eine
arterielle Verschluss­krankheit. „PAVK ist eine der wichtigsten
Markererkrankungen für eine koronare Atherosklerose und das damit
assoziierte Risiko für Herzinfarkt oder plötzlichen Herztod“, erklärt
der Kardiologe Prof. Dr. Harald Darius vom Vivantes Klinikum
Berlin-Neukölln. Dieses Risiko sei für Menschen mit PAVK sogar höher
als für Diabetiker.   Zu den jüngsten Erkenntnissen von getABI gehört, dass eine PAVK die
Lebenserwartung älterer Menschen mehr verkürzt als eine
Diabeteserkrankung: In den ersten fünf Jahren der Nachbeobachtung
starben 12,9 Prozent der Patienten mit Diabetes und 17,5 Prozent der
Patienten mit PAVK. Lagen beide Krankheiten vor, betrug die Sterberate
sogar 28,2 Prozent. „Ebenso wie ein Diabetes gilt die periphere
arterielle Verschlusskrankheit zwar als Vorbote eines Herzinfarkts“,
warnt Darius. Die Konsequenz, gezielt nach den Patienten zu suchen,
werde jedoch zu selten gezogen.   Die Experten fordern deshalb Reihenuntersuchungen – insbesondere für
ältere Menschen. Der Test eigne sich für ein solches Screening
besonders, da er schnell, einfach und unblutig durchzuführen ist. Eine
frühe und die umfassende Behandlung von Risiken, die eine arterielle
Verschlusskrankheit begünstigen, könnten vor Folgen wie Schlaganfall
und Herzinfarkt schützen. Dies wiederum bewahre Patienten vor
Behinderung und verlängere Leben. Auf lange Sicht würde dies zudem
beträchtliche Kosten im Gesundheitswesen sparen, betont die Deutsche
Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). WANC 30.01.09, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
 
 
 
 
 
 
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