> Koronare Herzkrankheit: Wie Gene das Krankheitsrisiko erhöhen
Wie bei allen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen auch bei der koronaren
Herzkrankheit (KHK) oder Angina pectoris die Gene eine Rolle. Forscher
haben neue genetische Risikofaktoren für KHK entdeckt.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in
Industrieländern: Im Jahr 2007 etwa starben in Deutschland fast 57.000
Menschen an Herzinfarkt und weitere 26.000 an Schlaganfall. Der
Auslöser für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist häufig die Arteriosklerose
– die "Gefäßverkalkung". Arteriosklerose entwickelt sich über Jahre und
Jahrzehnte, meist ohne Krankheitssymptome zu verursachen. Zu den Folgeerkrankungen der Arteriosklerose zählen Herzinfarkt,
Schlaganfall, die koronare Herzkrankheit (KHK) und Angina pectoris.
Arteriosklerose entsteht durch verengte Herzkranzgefäße und führt zu
einer Durchblutungsstörung des Herzmuskels. Betroffene spüren typische
Schmerzen und Enge in der Brust. Neben beeinflussbaren Risikofaktoren -
etwa Rauchen, hohe Cholesterinwerte, Bluthochdruck oder Übergewicht -
wirken sich auch Gene auf das Risiko an, an KHK zu erkranken. Besonders
bei jungen Patienten oder bei familiärer Häufung von Krankheitsfällen
liegt in der Regel eine erbliche Belastung vor. Ein internationales Forscherteam hat nun einen neuen genetischen
Risikofaktor für Koronare Herzkrankheit (KHK) identifiziert. In einem
bekannten Risikogen fanden sie zwei Einzelnukleotid-Polymorphismen
(single nucleotide polymorphisms, SNPs = Abwandlungen von einzelnen
Basenpaaren –Verbindungen von Molekülen-  in einem DNA-Strang, dem
Träger von Erbinformationen), deren Träger ein knapp zweifach erhöhtes
Risiko für KHK haben. Die Wissenschaftler hatten Proben von 3145
Patienten mit KHK untersucht, die vor dem 66. Lebensjahr erkrankt waren
und außerdem mindestens ein ebenfalls erkranktes Geschwisterteil
hatten. Damit stellten sie sicher, dass die genetische Belastung bei
diesen Patienten eine wichtige Rolle spielte. Als Kontrolle diente eine
Gruppe von 3352 gesunden Probanden ohne familiäre Vorbelastung für KHK. Mit einem Genchip testeten die Forscher 48.742 verschiedene SNPs in
2100 Genen. Alle diese Gene stehen im Verdacht, das KHK-Risiko zu
beeinflussen. Bei drei Genen trat eine wirklich starke Verbindung mit
KHK auf. Vor allem das Gen LPA wurde als mögliches Risikogen
identifiziert. Das Forscherteam unter Leitung von Prof. Hugh Watkins von der
Universität Oxford konnte nun zeigen, dass zwei SNPs in der Gegend um
das Gen LPA das Risiko stark beeinflussen. Einer der beiden steigert
das KHK-Risiko seines Trägers um den Faktor 1,7, der andere um den
Faktor 1,92. Wer beide SNPs trägt, der hat sogar ein 2,57-fach erhöhtes
KHK-Risiko. „Dabei sind aber nicht die SNPs selber schuld an der Erkrankung",
erklärt Prof. Udo Seedorf vom Leibniz-Institut für
Arterioskleroseforschung (LIFA) in Münster. „Sie sind eng an eine
bestimmte Variante von LPA gekoppelt und werden mit ihr zusammen
vererbt." Mit anderen Worten: Wer einen der beiden SNPs trägt, trägt
mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine schädliche Version des LPA-Gens.
Wie hoch die Gefahr tatsächlich ist, ist allerdings individuell
verschieden. Entscheidend ist dabei, wie oft sich bestimmte Abschnitte
des Gens, die so genannten Kringles, wiederholen. Manche Menschen
tragen ein LPA-Gen mit nur 3 Kringle-Wiederholungen, andere wiederum
können mehr als 30 solcher Wiederholungen haben. Je höher die Zahl der
Kringles, desto schädlicher. In der aktuellen Studie konnten die
Wissenschaftler zeigen, dass die beiden neu identifizierten SNPs in der
Regel ein LPA-Gen mit 19 bis 20 Kringles haben. WANC 28.12.09/ Quelle: Leibniz Institut für Arterioskleroseforschung,
"Genetic Variants Associated with Lp(a) Lipoprotein Level and Coronary
Disease" (Clarke et al.), New England Journal of Medicine (N Engl J Med
2009;361:2518-28.)
 
 
 
 
 
 
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