Männliche Herzpatienten bekommen mehr Medikamente

Männliche Patienten, die sich wegen
ihrer Koronaren Herzkrankheit (KHK) in Behandlung befinden, bekommen
mehr Medikamente verschrieben und erreichen häufiger die Zielwerte für
Blutdruck und Cholesterin als ihre weiblichen Leidensgenossinnen. Ob
dieses Mehr an Arzneimitteln allerdings immer vorteilhaft ist, bleibt
fraglich.
  Eine Forschergruppe aus Hamm und Köln analysierte anhand der
Behandlungsdaten aus dem „Disease Management Programm Nordrhein“, ob
das Geschlecht von Arzt oder Patient in der KHK-Therapie die Erreichung
von Zielwerten oder die Muster der Medikamentenverschreibung
beeinflusst. Mehr männliche als weibliche Patienten erreichten den
vorgegebenen Blutdruckwert von 140/90 mm/Hg und den Zielwert beim
LDL-Cholesterin von weniger als 100 mmol/dl – dies unabhängig davon, ob
sie bei einer Ärztin oder einem Arzt in Behandlung waren.   Eine Kombinationstherapie aus Beta-Blockern und ACE-Hemmern gegen
Herzinsuffizienz bekamen fast 62 Prozent der Männer verschrieben, bei
den Frauen waren es 56,2 (von Ärztinnen behandelt) bzw. 52,5 Prozent
(von Ärzten behandelt). Thrombozytenaggregationshemmer zur Behandlung
der Blutverklumpung wurden 83,8 (Ärzte) und 85,6 (Ärztinnen) Prozent
der behandelten Männer verschrieben, bei den Frauen waren es 76,3 und
78,7 Prozent. Ob die Männer allerdings in allen Fällen von dem vermehrten Einsatz von
Medikamenten wirklich profitieren, ist so sicher nicht. Prof. Dr.
Stefan Hohnloser, Frankfurt/M., beispielsweise sagt, dass eine
routinemäßige Verschreibung von Herzrhythmus-kontrollierenden
Medikamenten bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern
nicht empfohlen werden könne. Bei seiner Einschätzung stützt er sich auf die so genannte
AF-CHF-Studie, in der fast 1.400 Herzinsuffizienz-Patienten untersucht
wurden. Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern treten häufig gemeinsam
auf, je nach Schweregrad der Herzschwäche leiden bis zu 50 Prozent der
Betroffenen auch an Vorhofflimmern. Bei diesen Patienten wird häufig
angestrebt, durch Medikamente wieder einen stabilen Sinusrhythmus
herzustellen, was aber nicht unproblematisch ist: Patienten mit
Herzinsuffizienz haben ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Wirkungen
der dabei eingesetzten Antiarrhythmika. In der AF-CHF wurde eine Gruppe von Patienten mit Herzinsuffizienz und
Vorhofflimmern mit einem Herzrhythmus-Medikament (Amiodaron) behandelt,
die andere nicht. Fazit der Untersuchung: Sowohl hinsichtlich der
Sterblichkeit, als auch hinsichtlich des Auftretens von Schlaganfällen
oder einer Verschlechterung der bestehenden Herzinsuffizienz zeigten
sich keine bedeutenden Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Hohnloser etwas ratlos: „Die Gründe für die fehlenden günstigen Effekte
einer solchen Behandlung sind nicht offensichtlich und Gegenstand
weiterer Forschung.“ WANC 27.04.10, Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/herz_kreislauf/27_04_koronare-herzkrankheit.php
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