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Luftnot beim Treppensteigen - eventuell Zeichen einer schweren Form von Herzmuskelschwäche (Foto: DAK/Wigger)
> Herzmuskelschwäche: Ein Gen erhöht das Risiko
Leistungsschwäche, Luftnot beim
Treppensteigen oder beim Tragen schwerer Gegenstände und bei
fortgeschrittener Erkrankung sogar in Ruhe. Das können Zeichen einer
schweren Form von Herzmuskelschwäche – der sogenannten dilatativen
Kardiomyopathie - sein. Ärzte erklären, dass die Erkrankung Folge eines
Virusinfektes, einer sogenannten Autoimmunerkrankungen oder auch
jahrelangen Alkoholmissbrauchs sein kann. Doch auch Genveränderungen
spielen eine Rolle: Wissenschaftler können belegen, dass das Risiko an
einer dilatativen Kardiomyopathie zu erkranken, von bestimmten
Genvarianten beeinflusst wird.
Dass ein direkter Zusammenhang bestimmter Genveränderungen mit dem
Auftreten der häufigen und schweren Form von Herzmuskelschwäche
bestehtn, hat eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Christian Hengstenberg
und Dr. Klaus Stark aus der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II
des Universitätsklinikums Regensburg nachgewiesen. Die Analyse wurde an
mehr als 5.500 Personen durchgeführt. Die Forscher beschreiben, dass
bestimmte Veränderungen im sogenannten „HSPB7-Gen“ das Risiko, an einer
dilatativen Kardiomyopathie zu erkranken, um fast 50% erhöhen. Das Gen
HSPB7 wird im Herzmuskel benötigt und scheint eine Schutzfunktion
auszuüben. Die dilatative Kardiomyopathie stellt die häufigste Form von
Herzmuskelerkrankungen dar. Pro 100.000 Personen treten jährlich etwa
sechs Neuerkrankungen auf, wobei Männer doppelt so häufig betroffen
sind wie Frauen. Charakteristisch für die Erkrankung sind vergrößerte
Herzkammern und Herzvorhöfe. Gleichzeitig ist die Pumpfähigkeit des
Herzens eingeschränkt, was sich durch eine geringe körperliche
Belastbarkeit und durch Herzstolpern ausdrücken kann. In den vergangenen Jahrzehnten wurden einige genetische Varianten
beschrieben, die die familiäre Häufung der Erkrankung erklären. Die
sporadische Form, also ohne familiäre Vorbelastung, entzog sich bislang
genetischen Untersuchungen. Den Autoren ist es nun gelungen, den
genetischen Risikofaktor für die sporadisch auftretende dilatative
Kardiomyopathie zu identifizieren. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg beschreibt eine dilatative
Kardiomyopathie so: Nach einer Erkrankung des Herzmuskels, die eine
Schädigung hinterlassen hat, kann eine eingeschränkte Pumpfunktion mit
einer Vergrößerung beider Herzhöhlen als Folgekrankheit auftreten. Der
Herzmuskels vergrößert sich und wird schlaff. Damit ist die
Leistungsfähigkeit vermindert und es kommt zu einer Herzinsuffizienz.
Diese "dilatative Kardiomyopathie" ist oft Folge eines Virusinfektes,
findet sich aber auch bei sogenannten Autoimmunerkrankungen. Auch
jahrelanger Alkoholmissbrauch kann dazu führen. Eine allgemeine körperliche Leistungsschwäche ist typisch für diesen
Zustand. Sie macht sich bemerkbar in Form von Luftnot bei Belastung,
z.B. beim Treppensteigen, beim Tragen schwerer Gegenstände, bei
fortgeschrittener Erkrankung sogar in Ruhe. Durch die Herzinsuffizienz
kommt es auch zu einer Einlagerung von Wasser in den Beinen, in der
Lunge oder auch im Herzbeutel. Der Patient sucht den Arzt wegen des allgemeinen Schwächegefühls auf.
Mit einer körperliche Untersuchung, Labortests, der Aufzeichnung eines
Ruhe- und Belastungs-EKGs sowie eines Langzeit-EKGs wird die Diagnose
gestellt. Eine Herz-Ultraschall-Untersuchung kann das Ausmaß der
Herzvergrößerung darstellen. Es gibt mehrere Medikamente, die den Verlauf der Herzinsuffizienz
günstig beeinflussen: Die wichtigsten Arzneien dienen der Unterstützung
der Herzleistung sowie dem Ausschwemmen von Flüssigkeit aus dem Körper.
Grundbedingung ist gleichzeitig eine Normalisierung des Körpergewichts
sowie das Vermeiden von körperlicher Überbelastung. Ein leichtes
Training durch Walking hilft dem Herzmuskel aber, sich zu erholen.
Schadstoffe (wie Alkohol) die das Krankheitsbild ausgelöst haben,
müssen selbstverständlich abgesetzt bleiben. Wenn trotz aller
unterstützenden Maßnahmen die Herzleistung weiter nachlässt, kann auch
eine Herztransplantation nötig werden. WANC 25.10.10, Quelle: PLoS Genet 6(10): e1001167.
doi:10.1371/journal.pgen.1001167, Universitätsklinikums Regensburg;
Landesärztekammer Baden-Württemberg
 
 
 
 
 
 
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